Die schlechte Laune vergeht wieder

Zum Thema Rauchstopp informierten Experten der Bundeszentrale

Sprachen mit unseren Lesern über das „Laster“ Rauchen: Alexander Baumgartl und Michaela Kothe.

Vest. Raucher, die Nichtraucher werden wollen, müssen oft viele Gewohnheiten ändern. Das ist nicht leicht, aber lohnend. Fragen rund um dieses Thema beantworteten unseren Lesern die Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Lesen Sie einen Auszug aus den Leserfragen …

• Ich würde gern aufhören, aber ich mag einfach den der Geschmack der Zigarette …

Wonach schmecken Zigaretten eigentlich? Überlegen Sie, wie Ihnen die erste Zigarette geschmeckt hat. Danach haben Sie sich einfach daran gewöhnt. Nach einem Rauchstopp erholt sich Ihr Geruchs- und Geschmacksempfinden, das stark beeinträchtigt wurde. Sie werden erstaunt sein, wie intensiv Sie wieder schmecken und riechen können.

• Mit welchen Entzugssymptomen muss ich rechnen?

Es kann zu starkem Rauchverlangen kommen, zu Nervosität, Aggressivität, Schlafstörungen, gesteigertem Appetit und schlechter Stimmung. Einige verspüren fast keine Symptome, andere spüren den Entzug stärker. Aber Sie können sicher sein, dass die Symptome nach sieben bis zehn Tagen stark abgeschwächt sind und spätestens nach einigen Wochen verschwinden.

• Würde es in Bezug auf Herz-Kreislauf-Krankheiten etwas bringen, wenn ich nach fast 40 Jahren aufhöre?

Auf jeden Fall. Nach einem Jahr sinkt das Risiko für eine koronare Herzerkrankung auf die Hälfte. Nach 15 Jahren ist es nicht mehr höher als bei einem lebenslangen Nichtraucher. Auch das Schlaganfallrisiko kann bereits nach zwei bis fünf Jahren auf das eines Nichtrauchers sinken. Je früher Sie den Rauchstopp angehen, desto mehr profitieren Sie von den Vorteilen.

• Sollte ich allen um mich herum sagen, dass ich nicht mehr rauche?

Ja, teilen Sie Ihren Vorsatz, möglichst vielen Menschen in Ihrer Umgebung mit. Mehr noch: Bitten Sie Ihre Familie, Freunde oder Arbeitskollegen, Sie auf Ihrem Weg zum Nichtraucher zu unterstützen. Mit den informierten Personen könnten Sie auch eine Wette abschließen, wenn Ihnen das hilfreich erscheint. Das wäre noch ein Motivationsfaktor mehr.

• Wie kann ich meine schwangere Tochter vom Rauchen wegbringen?

Vielleicht sagen Sie ihr, dass sie durch einen Rauchstopp unendlich viel für sich und das Kind tun könnte: Die Frühgeburtsrate sinkt um die Hälfte im Vergleich zu Schwangeren, die weiterhin rauchen. Das Risiko einer Totgeburt reduziert sich um ein Drittel. Die Lungen des Kindes können sich vollständig entwickeln, und es wird weniger anfällig für Infektionskrankheiten und Allergien. Das Asthma-Risiko geht zurück. Die Gefahr des plötzlichen Kindstods sinkt.

• Unsere Tochter meint, E-Shishs enthalten kein Nikotin, nur ungefährliche Fruchtaromen. Stimmt das?

Viele, aber nicht alle E-Shishas sind nikotinfrei. Einige Produkte enthalten das abhängig machende Nervengift Nikotin. Außerdem kann der Konsum von E-Shishas möglicherweise die Hemmschwelle zum Gebrauch von nikotinhaltigen Produkten wie Wasserpfeifen oder Zigaretten herabsetzen. Solange keine unabhängige Analyse eine gesundheitliche Unbedenklichkeit der Produkte nachweist raten wir vom Konsum von E-Shishas ab.

• Ich weiß nicht, ob es Sinn hat, den Ausstieg noch einmal zu versuchen. Ich bin schon mehrmals gescheitert.

Der Ausstieg ist aufgrund des hohen Abhängigkeitspotenzials von Zigaretten oft schwer und gelingt bei vielen erst nach mehreren Anläufen. Zu Ihrer Ermutigung sei weiterhin gesagt: Zurückliegende Rückfälle können die Erfolgswahrscheinlichkeit für das nächste Mal sogar erhöhen – wenn Sie sich mit den Gründen dafür beschäftigen und sich passende Unterstützung suchen. Vielleicht nehmen Sie sich beim nächsten Versuch mehr Zeit für die Vorbereitung. Hilfe finden Sie zum Beispiel unter www.rauchfrei-info.de. Besonders beliebt: das Rauchfrei-Startpaket (siehe Info-Kasten).

• Womit soll ich Stress abbauen, wenn ich mit dem Rauchen aufhöre?

Sie haben erkannt, dass bei Ihnen das Rauchen mit Stresssituationen zusammenhängt. Damit erfüllen Sie eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Tabakentwöhnung: Sie entdecken Verhaltensmuster, die es jetzt zu entkoppeln gilt. Viele Raucher gönnen sich durch Zigarettenpausen einen kurzzeitigen Abstand vom Alltagsstress oder rauchen zum Beispiel in stressigen Phasen mehr als sonst. Das Gehirn registriert: Rauchen hilft bei Stress. Dieser Konditionierungsprozess wiederholt sich unzählige Male, die Verknüpfung zwischen dem Tabakkonsum und dem Thema Stress verstärkt sich. Viele Raucher nehmen das Rauchen einer Zigarette deshalb auch tatsächlich als stressmindernd wahr. Das Rauchen selbst entspannt eigentlich nicht. Es beschleunigt die Herz- und Atemfrequenz, erhöht den Blutdruck, steigert die Magensaftproduktion und setzt Adrenalin frei.

• Wo finde ich Gleichgesinnte, die mich eventuell unterstützen, dass ich durchhalte?

Auf der Website www.rauchfrei-info.de gibt es eine „rauchfrei-Community“. Die Nutzer unterstützen sich in der Zeit der Tabakentwöhnung gegenseitig – und oft auch darüber hinaus. Eine besondere Rolle nehmen dabei die so genannten „Rauchfrei-Lotsen“ ein. Das sind Menschen, die den Rauchausstieg geschafft haben, die dabei selbst oft durch Höhen und Tiefen gegangen sind und sich sehr gut in Ihre Situation hineinversetzen können. Sie unterstützen und beraten nun andere Menschen in der Phase ihrer Tabakentwöhnung. Auf www.rauchfrei-info.de können Sie zu einem oder mehreren von ihnen Kontakt aufnehmen. Die Rauchfrei-Lotsen wurden durch eine Schulung auf ihr Engagement vorbereitet.

• Ich kann mir einfach nicht vorstellen, zum Kaffee keine Zigarette mehr zu rauchen …

Das liegt daran, dass Sie – vermutlich über lange Zeiträume hinweg – zum Kaffee oft eine Zigarette geraucht haben und sich diese Verknüpfung tief in ihr Gehirn eingegraben hat. Der Kaffee kann in der Zeit der Tabakentwöhnung dadurch zum Auslösereiz für das Verlangen nach einer Zigarette werden. Es erfordert etwas Zeit, diese  gedankliche Verknüpfung von Kaffee und Zigarette zu lösen. Vielleicht können Sie in den ersten Wochen nach dem Ausstieg ein anderes Ritual entwickeln, zum Beispiel indem Sie in Ruhe einen Tee zubereiten und trinken? Sie bauen sich dadurch keinen „inneren Gegner“ auf, der zum Kaffee eine Zigarette verlangt. Sie können ja schon vorab in Teeläden nach Ihrer Lieblingssorte suchen.

Infos

Telefon:

Beratung für Rauchentwöhnung der BZgA: 0800-8313131 (kostenlose Nummer) Mo-Do. 10-22 Uhr, Fr-So. 10-18 Uhr

Material:

Rauchfrei-Start-Paket u.a. mit Info-Broschüre, Kalender für die ersten 100 Nichtraucher-Tage, Anti-Stress-Ball, Pfefferminzpastillen, kostenlos zu bestellen per E-Mail: order@bzga.de, per Post: BZgA, 50819 Köln, per Fax: 0221-8992257.

Internet:

www.rauchfrei-info.de: mit interaktivem Ausstiegsprogramm und „Rauchfrei-Lotsen“

www.rauchfrei-programm.de: Gruppenkurse in Wohnortnähe, Kostenerstattung.

Mittwoch, 17. Februar 2016, 8:44 • Verfasst in Vest

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