Warum vom Sparen nichts übrig bleibt


Bild: Stadtverwaltung damals: So groß war Dorstens Rathaus (seit 1797) am Marktplatz. Oben saß der Bürgermeister (zweites Fenster von rechts) Und im Keller war auch noch Platz für ein Gefängnis.

Vest. Die Stadträte beschließen, dass Personal im Rathaus abgebaut werden muss – weil das die wirkungsvollste Art ist, um Geld zu sparen. Erstaunlich: In Wirklichkeit wird es kaum weniger, wie eine neue Landesstatistik zeigt. Die kleinen Städte im Kreis kommen dabei mit deutlich weniger Personal zurecht als die großen: Waltrops Rathaus braucht nur 232 Mitarbeiter, das viermal so große Recklinghausen braucht 1636, das sind siebenmal so viele.

Seit Jahren mahnen die Bürgermeister: Noch mehr sparen bedeutet, Jugendheime zu schließen und Zuschüsse für Vereine zu streichen. Und wer will schon in eine Stadt ziehen, in der nichts angeboten wird?

Landesweit hat sich die Mitarbeiterzahl um 1,7 Prozent erhöht (Teilzeitbeschäftigte werden umgerechnet auf Vollzeitstellen), im Kreis Recklinghausen stieg die Zahl insgesamt um fünf Prozent auf 9038, bei der Kreisverwaltung sogar um 36,4 Prozent (im Vorjahr nur um 3,3 Prozent).

Die höchste Personalquote (Rathaus-Mitarbeiter je 1000 Bürger) hat Recklinghausen mit 14,16, die niedrigste Waltrop mit 8,01. Dorsten kommt mit 10,55 aus (808 Mitarbeiter wie zuvor), Haltern liegt ähnlich mit 10,34. Marl kommt auf eine Quote von 11,87 (1005 Mitarbeiter), das deutlich kleiner Herten leistet sich 13,43 – eine Steigerung um 2,2 Prozent.

Die Zahlen zeigen: Die kleinen Städte kommen mit vergleichsweise weniger Personal zurecht als die großen. Können die kleinen es besser? Die reinen Zahlen reichen nicht zur Erklärung, weil einige Aufgaben (z.B. Jugendämter), gar nicht von allen Städten vorgehalten werden. Diese Aufgaben übernimmt die Kreisverwaltung, die mit größeren Verwaltungseinheiten größere Effizienz erzielt.

Ähnlich denken auch die Politiker und drängen immer wieder auf eine Zusammenarbeit. Doch die Umsetzung ist zäh. Herten und Recklinghausen loben sich seit Jahren für ihre Fortschritte – beide Städte haben immer noch die höchsten Personalquoten. Dorsten und Marl haben sich immer wieder zusammengesetzt, um Ämter zusammenzulegen – in der Regel erfolglos. Beim Rechnungsprüfungsamt wollte man nicht, bei der Grünpflege lohnte es sich nicht, bei der Asylbewerberbetreuung meinen alle Städte, sie könnten es alleine besser.

Warum merkt man zwar, dass städtische Angebote eingeschränkt werden, nicht aber, dass die Personalzahlen sinken? Die Verwaltungen klagen, dass durch Gesetzesvorgaben immer neue Aufgaben geleistet werden müssen. Dafür werden neue Leute eingestellt. Und vom Sparen bleibt dann nichts mehr übrig.

Samstag, 13. Juli 2013, 12:50 • Verfasst in Dorsten

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