Koteletts wachsen nicht auf Bäumen

Recklinghausen. Er ist ein Mann mit ethischen Grundsätzen, der genau weiß, was er tut. Er tötet. Pferdemetzger und Rossschlachter Bert Hobbold (Bild). „Unser Handwerk – das der Metzgerei – ist schon fast ein aussterbendes“, beklagt er. Die Fleischindustrie erschwere seinem Berufsstand zunehmend die Arbeit. „Ich stehe hinter dem Tresen und muss meinen Kunden in die Augen schauen, denn Fleisch ist ein Lebensmittel – da braucht es Vertrauen.“

Dass Pferdefleisch in Produkten aufgetaucht ist, in die es nicht hineingehört, hält Hobbold schlicht für Betrug. „Das ist aber kein Fleischskandal, denn Pferdefleisch ist ja ein gutes Produkt – es ist schlicht ein Etikettierungsskandal.“

Dass die Menschen von solchen Machenschaften die Nase voll haben, hat auch Bert Hobbold gemerkt. Kurz nach Bekanntwerden des Etikettenschwindels hat er eine deutlich höhere Nachfrage verzeichnen können. „Aber die Leute vergessen schnell – über Bioeier spricht doch auch kein Mensch mehr.“ Dennoch sei die Nachfrage nach Pferdefleisch in den letzten Jahren konstant. Das habe seinen Grund auch darin, dass Pferde nicht für den Mittagstisch gezüchtet würden. „Das Pferd eignet sich nicht für die Massentierhaltung“, weiß der Fachmann. Das Fleisch in seinem Laden stamme von Tieren, deren Bewegungsapparat nicht in Ordnung sei, die sich nicht mehr als Sportgerät eigneten oder einfach auch psychische Auffälligkeiten aufwiesen. Dann wird er angerufen. Er schaut sich die Tiere an und fährt sie auch in die Landfleischereien nach Dülmen, Coesfeld oder Lüdinghausen. „Das ist für die Tiere ruhiger und individueller als beim Großschlachthof.“

Wichtig ist, dass man sich im Klaren sei, was man mache – egal, ob es sich um ein Schaf, eine Ziege, ein Rind, Schwein oder Hühnchen handele. „Sie alle sind irgendwo rumgelaufen, waren warm und hatten ein Herz, das geschlagen hat. Koteletts wachsen nunmal nicht in der Verpackung.“

Sonntag, 17. März 2013, 13:45 • Verfasst in Recklinghausen

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