An zwei Tagen in der Woche Alkoholpause

Unsere Telefonaktion zum Thema Alkoholsucht war ein großer Erfolg

Vest. Die Resoanz war riesig, viele Gespräche lang. So ist es kein Wunder, dass viele unserer Leser beim Expertentelefon „Alkoholsucht“ nicht durchkamen. Die beiden Gesprächspartner der Bundeszentrale waren fast ein wenig überfordert und bedauern, dass sie nicht mehr Beratungsgespräche führen konnten. Daher gibt es für alle Ratsuchenden gute Nachrichten: Das Beratungsangebot wurde über die Aktion hinaus verlängert.

Gerade jetzt zur Fastenzeit hinterfragt so mancher seinen Alkoholkonsum. 9,5 Millionen  Menschen in Deutschland trinken Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Entsprechend heftig klingelten die Telefone während unserer Aktion zum Thema Alkohol. Die Suchtberater (Fotos) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung antworteten auf Ihre Fragen. Hier eine Zusammenfassung:

Berater Thomas Wessling

Anrufer: Der Versuch, es eine Woche ohne Alkohol zu schaffen, ging schief. Nun trinke ich wieder eine Flasche Rotwein am Abend. Wie komme ich davon weg?

Antwort: Wenn man es allein nicht schafft, sollte man sich Hilfe holen. Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit und muss professionell behandelt werden. Sie würden ja auch mit einer Lungenentzündung zum Arzt gehen. Adressen von Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen finden Sie im Telefonbuch oder im Internet, zum Beispiel unter www.bzga.de, Rubrik Service.

Anrufer: Ist eine Flasche Rotwein am Abend zu viel? Könnte das der Gesundheit schaden?

Antwort: Ja, eine Flasche pro Tag ist deutlich zu viel. Laut WHO liegt die gesundheitlich unbedenkliche Grenze für erwachsene Frauen bei zehn Gramm reinen Alkohol am Tag, für Männer bei etwa zwanzig Gramm. Zu Ihrer Orientierung: Zehn Gramm reiner Alkohol stecken zum Beispiel in einem Achtel Liter Wein. Sie trinken etwa dreimal so viel. Hinzu kommt: An zwei Tagen in der Woche sollten Sie überhaupt keinen Alkohol trinken, damit ein Gewöhnungseffekt vermieden wird.

Anrufer: Zwei Abende in der Woche ohne Wein kann ich mir schlecht vorstellen …

Antwort: Streifen Sie durch die Geschäfte und suchen Sie sich für den Abend alkoholfreie Getränke ohne Alkohol, die Ihnen gut schmecken.

Anrufer: Ich befürchte, dass ich zu viel trinke. Könnte ich das irgendwo anonym testen?

Antwort: Sie können zum Beispiel den Selbsttest auf der BZgA-Seite www.kenn-dein-limit.de machen. Oder Sie bestellen sich unter order@bzga.de  das Trinkertagebuch und füllen es aus. Auch so erhalten Sie einen Überblick über das eigene Trinkverhalten.

Anrufer: Meine Tochter trinkt. Das schmerzt mich sehr. Ihr Mann hat sie deshalb schon verlassen. Sie wohnt in einer anderen Stadt, will nicht mit mir reden. Was kann ich tun, damit sie das Trinken lässt?

Beraterin Heike Ross-Helmig (Bild re)

Antwort: Da Ihre Tochter keinen Kontakt will, haben Sie nicht einmal die Chance zu einem Gespräch. Diese Situation ist schwer zu ertragen. Deshalb rate ich Ihnen, sich Hilfe für Angehörige bei einer Suchtberatungsstelle zu suchen. Schauen Sie in den örtlichen Telefonbüchern nach oder im Internet, zum Beispiel unter www.dajeb.de.

Anrufer: Ich leide an Depressionen und trinke oft, um in bessere Stimmung zu kommen. Wahrscheinlich ist das aber für meine Leber nicht gut …

Antwort: Für Ihre Depressionen auch nicht. Im Gegenteil, Alkohol benebelt Sie zwar für den Moment, aber auf lange Sicht verstärkt er die Depressionen. Sie sollten unbedingt Ihren Hausarzt aufsuchen, der Sie eventuell zu einem Psychiater überweisen wird um abzuklären, ob es sich wirklich um eine Depression handelt und um dann geeignete Maßnahmen dagegen zu treffen. Auch das Problem mit dem Alkohol sollte bei den behandelnden Ärzten angesprochen werden.

Für weitere Fragen ist das Sucht-Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Mo bis Do von 10 bis 22 Uhr, Fr bis So 10 bis 18 Uhr unter 0221/892031 weiterhin erreichbar.

  • Kostenlose Info-Materialien

    „Alles klar?“ Tipps für den Umgang mit Alkohol, „Alkoholfrei leben?! – Hilfe bei Alkoholproblemen, „Ein Angebot für alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen möchten“ – Ratgeber für Angehörige, „Alkohol - reden wir drüber!“ - Ratgeber für Eltern, alles kostenlos zu bestellen per Mail unter order@bzga.de, per Fax unter 0221/8992-257, schriftlich an BZgA, 51101 Köln.

    Alkoholprävention im Internet

    Für Jugendliche unter 16 Jahren: www.null-alkohol-voll-power.de, für Jugendliche von 16 bis 20 Jahren: www.kenn-dein-limit.info, für Erwachsene: www.kenn-dein-limit.de. 

  • Mittwoch, 20. Februar 2013, 10:00 • Verfasst in Vest

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