Passagier war sicher: „Wir werden nicht untergehen”

Oer-Erkenschwick/Vest. Die Costa Concordia lief vergangenen Freitag vor der Küste Italiens auf Grund. Für die Oer-Erkenschwicker Peter Honvehlmann und seine Lebensgefährtin war es Rückkehr von einer Traumreise – an Land stiegen sie aus einem Rettungsboot. Mitarbeiter Jens Artschwager hat mit Peter Honvehlmann gesprochen.

Wie haben Sie den Unfall erlebt – gab es einen Knall?

Nein gar nicht. Ich saß in einem dicken Sessel, als es passierte. Es war eher wie ein kräftiger Rumms. Aber nichts, was ich richtig schlimm gefunden hätte.

Was passierte dann?

Ich ging mit unserem Zimmernachbarn auf das Deck, um zu gucken. Aber wir haben nichts gesehen.

Wann haben Sie realisiert, was gerade passiert?

Als eine Vase auf den Boden knallte. Das war wie ein Startschuss, da wusste ich: das ist ernst.

Was geht in so einem Moment in einem vor?

Naja, ich sagte zu meiner Lebensgefährtin, das wir zur Not rüberschwimmen könnten. Sie war geschockt. Ich habe zu keinem Zeitpunkt gedacht, dass ich mit dem Schiff untergehen werde.

Wie war die Stimmung an Bord?

Ich sah, wie eine Frau von der Treppe stürzte. Es war angespannt, einige Frauen haben geschrien. Unser Zimmernachbar hat das alles nicht für voll genommen. Der ist noch nach unten, um Zigaretten zu holen. Er wurde nicht mehr nach oben gelassen und war einer der letzten, die gerettet wurden.

Und die Mannschaft – wie haben sie die erlebt?

Das war unprofessionell. Die Ranghöheren habe ich gar nicht mehr gesehen, die Crewmitglieder haben die Rettungsboote auf eigene Faust zu Wasser gelassen.

Das Zitat ,Es war wie auf der Titanic`, welches durch die Medien geisterte, stammt von Ihnen?

Ja, das habe ich einer Agentur gesagt. Die haben nicht lange gefackelt.

Wie kam es dazu?

Als wir auf dem Rettungsboot waren, dachte ich: die anderen brauche Hilfe. Also habe ich Bilder gemacht und sie bei Facebook hochgeladen. So ging das an die Presse. Später habe ich erfahren, dass meine Kollegen das für einen Scherz gehalten haben. Freitag der Dreizehnte, Sie wissen schon.

Werden Sie und Ihre Lebensgefährtin jemals wieder eine Kreuzfahrt machen?

Ja, aber mit etwas zeitlichem Abstand. Schiffe sind immer noch die sichersten Transportmittel.

Samstag, 21. Januar 2012, 9:46 • Verfasst in Vest

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