O Tannenbaum

Vest. Groß muss er sein, strahlend beeindruckend, denn er ist „das“ Symbol für die Weihnachtszeit. In der Öffentlichkeit steht der Weihnachtsbaum schon seit Wochen, im heimischen Wohnzimmer wird er erst an Heiligabend aufgestellt. Und wie er dort aussieht, das hat sich über Jahrhunderte entwickelt und ist heute ganz persönlicher Ausdruck des Familienkreises.

Nach den ältesten Überlieferungen war der erste „Gabenbaum“ in Straßburg mit Äpfeln geschmückt, aber noch ohne Kerzen.

Später kommen auch vergoldete Nüsse, Festgebäck und Süßigkeiten dazu. Früchte werden mit silber- und goldfarbenem Papier eingewickelt. Sie sollen die Vorlage für spätere Christbaumkugeln und Schmuck sein. Der preußische König Friedrich der Große berichtet 1755 von Tannenbäumen, an denen die Eltern „vergoldete Erdäpfel“ (Kartoffeln) aufhängten, „um den Kindern eine Gestalt on Paradiesäpfeln vorzuspiegeln“.

Dier ersten mundgeblasenen Christbaumkugeln kommen erst 1830 auf den Markt. Die gehobene Gesellschaft kann sie sich leisten. Später werden die Kugeln immer bunter und auch bei gewöhnlichen Volk beliebt.

Lametta kommt erst im Jahr 1878 dazu, eingeführt in Nürnberg. Es soll glitzernde Eiszapfen symbolisieren.

Die ersten Lichterbäume sind übrigens in den Wohnstuben evangelischer Familien zu sehen – als konfessionelles Gegensymbol zur katholischen Weihnachtskrippe.

Heute gibt es kaum noch echte Kerzen in den Weihnachtsbäumen. LED-Birnchen mit Fernbedienung sorgen für die leuchtende Stimmung. Sprühschnee holt die Wetterstimmung in die warme Stube und der farbigen Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt.

„Themenbäume“ regen die Fantasie an: Viktorianisch (mit wertvollen Bändern, die sich um den Baum winden), rustikal (mit Strohsternen und Strohgirlanden), edel (champagnerfarbene Kugeln und Engelshaar), historisch (Tannenzapfen, getrocknete Blätter, Wattebäuschen) oder als Barbie-Weihnachtsbaum (Hauptsache Rosa, viele knallige Plastikteile und Schleifen, bonbonfarbene Kerzen).

Wie sehr Weihnachtsdekoration einer modischen Entwicklung unterworfen ist, zeigt besonders deutlich die Außenbeleuchtung von ganzen Häusern. Noch vor einigen Jahren wurde Vorgärten zu Themenlandschaften gestaltet, überall rutschten Weihnachtsmänner über Dächer, kletterten an Hauswänden und hangelten an Fenstern.

Die grellblinkende Weihnachtswelt ist immer seltener in unseren Straßen zu finden. So ändern sich die Weihnachtsbräuche.

Samstag, 24. Dezember 2011, 11:17 • Verfasst in Vest

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