Visionen: Vom Bergwerk zum Wasserwerk

Vest. Wie geht es weiter mit der letzten Zeche im Vest? Jetzt wird ernsthaft geprüft, ob sich nicht Auguste Victoria dazu eignet, Windenergie zu speichern: Als Pumpspeicherkraftwerk in 1000 Meter Tiefe. Derweil kämpft die SPD weiterhin für den Erhalt des Bergbaus.

Es geht um „Puskut“, ein Pumpspeicherkraftwerk unter Tage. Aus einer tiefen Sohle wird Wasser nach oben gepumpt, in eine höhere Sohle. Und zwar mit dem Strom, der zwar durch Windenergie erzeugt, aber im Augenblick nicht gebraucht wird. Wenn der Strom gebraucht wird, dann stürzen Millionen Liter Wasser herunter, treiben Turbinen an – und der Strom ist wieder da.

Die Idee ist nicht ganz neu, sie wird schon seit Jahren im Harz erforscht. Übertragen auf AV sind die Voraussetzungen gar nicht schlecht: Höhenunterschiede von 400 bis 800 Meter werden gebraucht und große Speicher. Allein das Untertage-Wegesystem von AV ist 100 Kilometer lang. Gegebenenfalls müssten sich mit Beton zu festen Röhren ausgebaut werden. Und jahrzehntelange Erfahrungen hat man mit dem Pumpen von Wasser auch: Das Problem beschert dem Bergbau die Ewigkeitskosten.

Nun könnte auf AV das erste unterirdische Speicherkraftwerk entstehen. Die RAG will mit einem Expertenteam die Probleme angehen.

In Clausthal-Zellerfeld ist man schon seit über zwei Jahren am Thema. Der Optimismus ist groß: Es gibt keine großen Eingriffe in die Natur. Bekannte Techniken des Bergbaus können genutzt werden, die Anbindung an das elektrische Netz ist gut. Und: Hier ist das Loch schon in der Erde.

Ein Nachteil ist allerdings noch nicht ganz geprüft: Hohe Investitionskosten. Doch die würden nicht höher liegen als bei einem konventionellen Speicherwerg am Berghang. Und bei steigenden Stromkosten sei eine Wirtschaftlichkeit absehbar. Vorteil: Mit dieser Methode lässt sich billig eingekaufter Strom teuer verkaufen.

In zwei bis drei Jahren könnte so ein Untertage-Speicherkraftwerk gebaut werden, spekuliert die RAG. In vier Jahren ist der Bergbau auf AV zu Ende.

Doch es gibt auch noch einige Alt-Standorte. Polsum muss – nach derzeitigem Stand – zurück in Natur verwandelt werden. Es ist eine einsame Insel im weiträumigen Grün um das Dorf. Die Marler Stadtverwaltung möchte es gerne als Industriefläche weiter nutzen, die CDU auch.

Ende 2012 muss wahrscheinlich die Recklinghäuser Werkstatt die Bergbau-Gebäude am früheren Schacht 6 aufgeben (dessen geschlossener Förderturm von der A43 her gut sichtbar ist). Hier haben Behinderte einen Arbeitsplatz gefunden. Auch diese Fläche soll wieder zurück an die Natur gehen. Noch laufen die Verhandlungen mit dem RVR, der für die Nach-Bergbau-Nutzung zuständig ist.

Die Fläche von AV 3/7 in Hamm soll dem Chemiepark als Abstands- bzw. Erweiterungsfläche (nicht störend für die anschließende Bebauung) zur Verfügung gestellt werden.

Bei den Flächen auf Halterner Gebiet ist davon auszugehen, dass die ebenfalls an die Natur zurückgegeben werden.

Samstag, 21. Mai 2011, 15:47 • Verfasst in Marl, Vest

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