Die Schwarze Kunst ist keine Schwarze Magie

Haltern (rk). Eine riesige Setzmaschine mit separaten Groß- und Kleinbuchstaben der Marke Linotype aus dem Jahre 1942 steht schon im Eingangsbereich, außerdem fünf verschiedene „Boston-Pressen“ (Druckmaschinen für den Handbetrieb), darunter die Boston-Klapptiegel-Presse aus den 1830er Jahren im eigentlich Museumsbereich: Man muss nicht unbedingt zum Gutenberg-Museum nach Mainz fahren, um zu erleben, wie früher Bücher und Zeitungen hergestellt wurden. In der Halterner Stadtbücherei zeigt das Museum für Buch- und Druckkunst die Arbeitsweise und die dafür benötigten Maschinen und alten Werkzeuge.

„Viele Führungen insbesondere für Schüler und Kindergartenkinder haben wir schon durchgeführt. Wir besitzen eine kleine, aber feine Druckwerkstatt“, erläutert Johannes Enning aus Flaesheim, der seit zweieinhalb Jahren für die Restaurierung der Maschinen, die Neugestaltung des Museums und Führungen zuständig ist.

Begonnen hatte es mit Hermann Hennewig aus Haltern, der als Ruheständler seit 1984 freiberuflich als Buchbinder tätig war und von einer Recklinghäuser Buchbinderei Buchbindemaschinen, Pressen und Scheren bekam. Nach dem Umzug der Stadtbücherei vom Schulzentrum in die Lavesumer Straße richtete er zusammen mit Büchereileiter Bernd Köster 1985 eine historisierende Werkstatt ein.

Die angebotenen Buchbinderkurse waren stets ausgebucht. Kurz vor seinem Tod Anfang der 90er Jahre sorgte Hermann Hennewig mit dem pensionierten Lehrer Winfried Zacharias für einen Nachfolger. Dieser brachte alte Druckmaschinen mit ein, schied nach sechs Jahren aus und nahm seine sämtlichen Museumssachen mit.

Ihm folgte von 1998 bis 2007 Heinz Klein-Erwig aus Marl, der 35 Jahre als Schrift-, später dann als Fotosetzer tätig und ehemaliger Vorsitzender der IG Druck und Papier war. Dieser erwarb aufgrund guter Kontakte zu Druckereien sehr günstig verschiedene Teile, vieles auch von der Witwe eines früheren Arbeitskollegen aus Dorsten „zu einem Freundschaftspreis“.

Zu den Museumsstücken zählen beispielsweise auch die Konex-Druckerpresse mit der 72-Punkt-Schrift für DIN-A2-Drucke, Werkzeuge des Schriftsetzers wie Winkelhaken und Setzkasten, vom Gutenberg-Museum Mainz gestiftete Nachdrucke aus der Original-Gutenberg-Bibel und die kleinste Bibel der Welt, knapp einen Zentimeter groß und nur mit beiliegender Lupe lesbar.

„Wir haben das Museum jetzt ein bisschen musealer gestaltet und sind dabei, es permanent zu vergrößern und zu verschönern. Vom Ausstellungsraum sind noch rund 12 Quadratmeter dazugekommen“, so Museumsleiter Enning. „Wir haben auch über 300 Schreibschriften in Bleilettern und wollen noch einen Bereich schaffen, in dem wir zeigen können, wie das Buchbinden früher durchgeführt wurde.“

Besucher (bis zu fünf Personen) können ohne Anmeldung vorbeikommen, ansonsten gibt es Führungen.

Anmeldungen bei Sigrid Breuing, Telefon 02364/933215, montags bis freitags 9 bis 12.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten montags, dienstags, donnerstags und freitags 9 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr (donnerstags bis 19 Uhr), mittwochs 9 bis 16 Uhr, samstags 9 bis 13 Uhr.

Sonntag, 19. September 2010, 14:30 • Verfasst in Haltern

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