Was Opa Emschermann über „die Gerlachs“ wusste

Herten. „Bei mir hätte es doch eh’ nur im Schrank gelegen.“ Nachdenklich schaut sich Elisabeth Baal das Bild an. Verschneite, kleine Fachwerkhäuser und eine Kutsche sind zu sehen. Der Maler: Ludwig Gerlach, ehemals eine „Berühmtheit“ der Hertener Künstlerszene. Sie bringt das Bild und ein Buch seines Bruders, Friedrich Gerlach, zu Kirsten Noetzel ins Stadtarchiv.

Allerdings nimmt die Archivleiterin die Werke nur als eine Art Leihgabe, entgegen. Die 84-Jährige vermacht ihre Geschenke eigentlich dem Arbeitskreis Scherlebecker Geschichte(n). „Originale wollen wir nicht behalten und einfach in den Keller stellen“, erklärt Peter Kitzol-Kohn, Initiator der Hertener Geschichtensammler.

Bis vor kurzem hing das Bild noch in ihrem Wohnzimmer. Ein Geschenk sei es gewesen, zum vierzigsten Geburtstag. „Opa Emschermann hat früher viel von den Gerlachs erzählt“, erinnert sie sich. Opa Emschermann, der Schwiegervater ihres Bruders, habe es extra zu ihrem Ehrentag malen lassen. Nun soll es einen schönen Platz in den Räumen des Archivs finden.

Bekannt wurden die Gerlachs als Verfechter der Naiven Malerei – kindlich, gemalt ohne Perspektive, dennoch filigran und mit Liebe zum Detail. Ihre Bilder wurden einst nicht nur in Recklinghausen, sondern auch in Zagreb und Amsterdam ausgestellt.

„Ich bin froh, wenn Bürger alte Erinnerungsstücke vorbeibringen“, meint Kirsten Noetzel. Auch das Buch, „Die Strasse", ist dort ab sofort für Jedermann einsehbar. „Er schildert darin seinen täglichen Weg zur Arbeit, verwoben mit Erinnerungen an die Jugendzeit und an eine Traumwelt, die unerreichbar für den Bergmann ist“ - so wird es im Einband beschrieben.

Kennengelernt hat er Elisabeth Baal über die Pfarrgemeinde Ludgerus. Zum 100-jährigen Kirchenjubiläum unterstützte die Hertenerin Peter Kitzol-Kohn bereits bei einer Chronik über die Gemeinde. Und sein Interesse für die Geschichte seines Stadtteils ist ungebrochen. Jeden ersten Montag im Monat trifft er sich mit seinen Gruppenmitgliedern pünktlich um 18 Uhr im Gustav-Adolf-Zentrum, tauscht dort „neue historische“ Infos aus.

Zurzeit arbeitet Kitzol-Kohn an einem Geschichtsbuch über die Zeit von 1898 bis 1926. Dafür ist er ständig auf der Jagd nach Erinnerungen und ihren Quellen. „Was ich immer noch händeringend suche, ist das Buch "Das vergessene Tal'", erzählt er. Es beschreibt die Gegend um die ehemaligen Wälder "Blitzkuhle" und "Kellergatt".

Samstag, 24. Juli 2010, 14:08 • Verfasst in Herten

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