Sechs Jahre Haft für zehn Jahre Missbrauch

Marl. Bis zum Schluss beteuerte der 52-jährige Dorstener: „Ich bin unschuldig!“ Doch das Landgericht Essen sah das anders und verurteilte ihn wegen sexuellen Missbrauchs seiner (mittlerweile 22 Jahre alten) Tochter zu einer sechsjährigen Haftstrafe.

Ab ihrem achten Lebensjahr war die junge Frau missbraucht worden. Damals lebte sie mit ihrer Familie in Bottrop. Erst kam es zu „vorsichtigen“ Übergriffen, die dann immer häufiger und extremer wurden. Mit 14 habe sie die Pille genommen, um nicht von ihrem Vater schwanger zu werden, erzählte sie vor Gericht. Der bestritt, sie jemals angerührt zu haben, er sei vielmehr Freund und Berater seiner Tochter gewesen. Die schilderte dem Gericht detailliert die Taten.

Seine Tochter sei eine „gute Schauspielerin“ hielt er dagegen, nie habe es Geschlechtsverkehr gegeben. Doch das sah das Gericht anders. Dieses ganze Gefüge könne man nicht erfinden, ein Komplott gegen den Vater sei auszuschließen.

Die Übergriffe hätten auch das Verhältnis der Tochter zu ihrer Mutter beeinflusst – durch den unausgesprochenen Vorwurf, nicht ausreichend gegen die Übergriffe des Vaters geschützt worden zu sein.

Während die Verteidigung einen Freispruch forderte, beantragte die Staatsanwaltschaft eine sechsjährige Haftstrafe. Dem schloss sich das Gericht an. Der lange Zeitraum (1996 bis 2005) und die schweren Schädigungen der Tochter führten zu einer Strafverschärfung.

Der Angeklagte war bereits in den 80er Jahren wegen Kindesmisshandlung verurteilt worden. Damals war das Opfer seine Stieftochter. Jetzt durfte er – trotz erheblicher Bedenken des Gerichts – erst einmal zurück in seine Unterkunft auf einem Dorstener Campingplatz.

Samstag, 19. Juni 2010, 11:44 • Verfasst in Vest

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