Ausstellung informiert über Antisemitismus

FOTO: Laurin

Vest (sl). Ob der Boykottaufruf gegen Israel eines OB-Kandidaten der Linkspartei, Nazi-Schmiereien auf jüdischen Friedhöfen oder der religiöse Fanatismus der katholischen Pius-Brüder: Antisemitismus hat viele Formen und ist auch heute noch ein aktuelles Problem. Man merkt es, wenn man das Jüdische Museum in Dorsten besucht: Hinein kommt man erst, nachdem man geschellt hat und ein Polizeiwagen bewacht das Gebäude.

„Und immer wieder regen sich Dorstener Bürger darüber auf, dass das Museum geschützt wird. Sie regen sich nicht darüber auf, dass so ein Schutz leider notwendig ist, sondern sorgen sich um die Kosten“, erklärt Thomas Ridder, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums und Kurator der Ausstellung „Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?“ die vom 19. April bis 29. Juni zu sehen ist.

Sie wurde in Zusammenarbeit vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erarbeitet. „Wer glaubt, beim Antisemitismus handelt es sich um ein aussterbendes Phänomen, der irrt“, sagt Ridder. „Judenfeindlichkeit ist weiterhin eine lebendige Strömung in unserer Gesellschaft, die sich vermischt mit antiisraelischen Stimmungen.“

Anhand aktueller Formen des Antisemitismus in Deutschland und Europa zeigt die Ausstellung „Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?“ wie sich judenfeindliche Denkstrukturen in vielen gesellschaftlichen Gruppen bis heute gehalten haben.

Besonders deutlich traten antisemitischen Strömungen bei den Protesten gegen den Gaza-Krieg zum Jahresanfang zu tage: Friedensfreunde liefen zum Teil begeistert hinter der Fahnen der Terrotistischen Hamas hinterher, welche die Vernichtung Israels will und die Polizei in Duisburg holte gar eine israelische Fahne aus einem Fenster, weil der Mob auf der Straße sich durch die Fahne provoziert fühlte.

„Oft“, erklärt Ridder, „versteckt sich Antisemitismus heute hinter dem Schlagwort Antizionismus. Da wird Israel Kritisiert, aber alle Juden sind gemeint. Natürlich hat jeder das Recht, Israel zu kritisieren, aber warum werden an das Land immer ganz andere Maßstäbe angelegt als an alle anderen Länder?“

Begleitet wird die Ausstellung von mehreren Veranstaltungen. Informationen unter: www.jmw-dorsten.de.

Samstag, 18. April 2009, 12:44 • Verfasst in Dorsten, Vest

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