Hilfe rührt Empfänger in Minsk zu Tränen

FOTO: Eiben

Marl (eib). Seit vielen Jahren helfen die Marler einer Kirchengemeinde mitten in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Inzwischen geht es fast professionell zu, ein internationaler Sattelschlepper transportiert die Güter in die bombastische Millionenstadt, unmittelbar zu den armen Menschen. Vor wenigen Tagen war wieder ein 26-Tonner unterwegs und eine vierköpfige Delegation aus Marl sammelte frische Informationen ein.

Es sind zwei eingespielte Teams – in Marl wie 1700 Kilometer entfernt in Minsk. Auf der einen Seite hat Anneliese Scheffler im Hans-Katzer-Haus die Organisation in der Hand, auf der anderen Seite Dechant Valdislav Zavalnink. Auf beiden Seiten steht ein riesiges Team dahinter: In Marl werden über Monate Spenden gesammelt und Waren gekauft, in Minsk müssen die Lebensmittelpakete und Hilfsgüter an die Bedürftigen verteilt werden.

Zwei Tage war der Schwertransporter unterwegs, bevor er an der Roten Kirche ankam, die eigentlich „Kirche der Heiligen Geschwister Simone und Helene“ heißt und unmittelbar vor dem Wirtschaftsministerium liegt. Sie ist eine von vier Kirchen in der Hauptstadt (mehr als 2 Millionen Einwohner), hier gibt es sonntags sechs Messen, die meist überfüllt sind.

Die Kirche liegt an einer prächtigen Hauptstraße, an deren Perfektion keine andere Hauptstadt heranreicht. Unmittelbar davor liegt der Eingang zu einem dreigeschossigen riesigen Einkaufszentrum, dessen Preise aber nur für Touristen attraktiv sind. Mit (umgerechnet) 140 oder 200 Euro Monatseinkommen ist das alles unbezahlbar für viele ältere Menschen.

An dieser Stelle setzt die Marler Hilfe ein. Keine anonyme Aktion, wie Anneliese Scheffler, Hubert Schulte-Kemper (CDU-Vorsitzender), Anke Ronge (CDU-Bürgermeisterkandidatin) und der Journalist Gert Eiben betroffen erlebten. Eine ganz einfache Speisung für 76 Frauen berührte die Menschen, sie sangen und dankten immer wieder für die Unterstützung. Für diese Menschen ist die Hilfe aus Marl.

Das Essen fand in den Räumen unter der Oberfläche statt. Direkt aus der Kirche kommt man dorthin: in Unterrichts- und Beträume, eine Bibliothek, sogar ein kleines Theater und die Lagerräume.

Denn während oben internationaler Glanz verbreitet wird, sieht es schon 40 Kilometer außerhalb der Stadt ganz anders aus: Holzhäuser, Sandwege, kein fließendes Wasser, beklemmende Armut.

Es gibt eben beide Seiten in Weißrussland, erklärt der Ständige Vertreter der Deutschen Botschaft, Fried Nielsen, den Besuchern aus Marl. Das Land lebt im Aufschwung (wenn auch wackelig), 400 deutsche Firmen sind schon da. Eine Öffnung in Richtung Marktwirtschaft hat längst begonnen.

Auch die Opposition im Lande bestätigt das. Die Marler waren in der Wohnung des Oppositionsführers Aljaksandr Milinkewitsch (er selber war krank), wo seine Ehefrau Inna Kuley berichtete, dass man sich nicht um den wirtschaftlichen Wohlstand sorge, sondern um die politische Freiheit. Die Opposition sitze nicht im Gefängnis. Aber wenn sich ein Student engagiere, dann werde er von der Uni gewiesen.

Der beginnende Wohlstand hat aber längst nicht alle Schichten erreicht. Die Kirchen bemühen sich, sind auf Spenden angewiesen und stehen immer noch unter dem Druck des Präsidenten.

Die persönlichen Gespräche zwischen den Besuchern und den Gastgebern führten dazu, die Ziele teilweise neu auszurichten: Kinder brauchen Hilfe. Der nächste Transport soll ihre Wünsche und Bedürfnisse stärker in den Blickpunkt rücken. Nicht zuletzt, weil damit eine große Ferienfreizeit entscheidend unterstützt werden kann.

Im Sommer nächsten Jahres wird Dechant Zavalnink nach Marl kommen. Der Pfarrer und der Marler Politiker Schulte-Kemper verstehen sich prächtig: Beide sind als dynamische Macher einfach nicht zu bremsen. Was sicherstellt, dass die Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende ist.

Samstag, 30. August 2008, 12:35 • Verfasst in Marl

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