Auch der Bürgermeister putzte Stolpersteine

Bild: Putzen in feinem Zwirn: Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und Bürgermeister Christoph Tesche vor dem Polizeipräsidium. Damit die Hosen nicht schmutzig werden, gabs Knieschoner als Unterlage. Reinhard Flake, Dr. Ansgar Kortenjann, Birgit Malik (beide VHS) und Ulrike Niermann begleiteten die Aktion. Foto: Stadt RE

Recklinghausen. Recklinghäuser Schulen, Vereine und andere Gruppen haben sich jetzt an einer stadtweiten Stolperstein-Putzaktion beteiligt. Die Idee dazu hatte die „Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine“ unter Vorsitz von Bürgermeister Christoph Tesche.

„In Recklinghausen hat sich in den vergangenen Jahren eine sehr ausgeprägte Gedenkkultur entwickelt, die mir sehr am Herzen liegt. Die Stolpersteine von Gunter Demnig sind ein wichtiger Baustein unsere Bemühungen, die Erinnerung an die Opfer des Nazi-Diktatur wachzuhalten“, betonte Christoph Tesche.

39 dieser im Gehweg eingelassenen kleinen Messingplatten erinnern bislang im gesamten Stadtgebiete verteilt in besonderer Weise an die Menschen, die von den Nazis verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Vor allem handelt es sich um Menschen jüdischen Glaubens, die ermordet wurden, erinnert wird aber auch an Opfer der „Euthanasie“ und politische Verfolgte.

Ständig sichtbares Zeichen

Mit seinem europaweiten Kunstprojekt will Gunter Demnig den Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben. „Die Stolpersteine sorgen dafür, dass wir nicht nur an Gedenktagen an die Opfer erinnern, sondern auf ganz besondere Weise an jedem einzelnen Tag. Unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung an diese Menschen wachzuhalten, das Geschehene niemals zu vergessen. Die Messingplatten sind ein ständig sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus, Hass, Ausgrenzung und Hetze“, sagte der Bürgermeister.

Christoph Tesche reinigte nun gemeinsam mit Gemeindemitgliedern der Gastkirche die Steine, die vor dem Haus an der Steinstraße an die jüdische Familie Markus erinnern. Diese betrieb in der Altstadt von Recklinghausen einen Obst- und Gemüseladen, der 1938 von den Nazis zerstört wurde. Seit Jahren pflegen Mitglieder der Gastkirche diese Steine. Doch auch an anderer Stelle in der Stadt wurde geputzt. Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums und der Käthe-Kollwitz-Schule reinigten alle Steine auf der Bochumer Straße. Die Aktion in der Südstadt war der Auftakt zu einer dauerhaften Pflege der Stolpersteine.

Broschüre soll erinnern

An der Putzaktion, die von der Volkshochschule koordiniert und umgesetzt wurde, beteiligten sich auch das Marie-Curie-Gymnasium, die Maristen-Realschule der Jugendtreff Hillerheide, die Diakonie-Stadt, der Verein für Orts- und Heimatkunde und Auszubildende der Stadtverwaltung. „Die Gedenkkultur steht in unserer Stadt auf einer breiten Basis. Das ist auch durch die Putzaktion noch einmal sehr deutlich geworden. Vor allem freut es mich, dass sich junge Menschen engagieren“, erklärte Tesche.

Von der Steinstraße führte ihn der Weg direkt weiter zum Polizeipräsidium. Dort erinnern zwei Stolpersteine an Albert Funk und Hermann Vörding, die von der Gestapo in der Polizeizentrale am Westerholter Weg Nazis drangsaliert wurden und schließlich den Tod fanden. Zur Putzaktion fand sich auch Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen mit einigen Polizeibeamt*innen ein und legte mit Hand an.

VHS-Leiter Dr. Ansgar Kortenjann kündigte anlässlich der stadtweiten Putzaktion an, dass Mitte Juni eine kleine Broschüre erscheinen wird, die über die Stolpersteine in Recklinghausen informiert. Schon jetzt finden sich jede Menge Daten und Fakten auf der Homepage der Stadt www.recklinghausen.de Dort kann auch das Online-Gedenkbuch eingesehen werden, das im Detail und sehr fundiert über die Schicksale der Opfer der Nazi-Diktatur informiert.

Dienstag, 9. Mai 2023, 18:00 • Verfasst in Recklinghausen

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