Rathaussanierung dauert länger und wird noch teurer

Marl. Was die Spatzen schon längst von den Dächern pfiffen und auch für Unmut in Ratsfraktionen geführt hatte, wird nun offiziell bestätigt: Die Sanierung des Marler Rathauses wird nochmals teurer als geplant. Die Stadt rechnet jetzt mit Kosten von etwa 100 Mio. Euro. Unter anderem machen sich die Folgen des Ukrainekrieges und die hohe Inflation bemerkbar. Außerdem sind im Zuge der Arbeiten neue Schadstoffe in den Gebäuden gefunden worden.

„Dadurch dauert die Sanierung leider deutlich länger“, sagt Baudezernentin Andrea Baudek. „Derzeit gehen wir davon aus, dass sich die Fertigstellung voraussichtlich bis April 2026 verzögert.“ Andrea Baudek nannte als weitere Gründe für die höheren Kosten unwirtschaftliche Ergebnisse bei den Ausschreibungen von Gewerken sowie der Betrieb der Bauheizung im Winter, um die Innenräume des Rathauses vor Frost und Feuchtigkeit zu schützen. „Zudem lassen sich die aktuellen Preissteigerungen für eine längere Planung nur schwer prognostizieren“, so Baudek. „Wir rechnen Spitz auf Knopf. Aber eine Entwicklung, wie wir sie gerade erleben, kann niemand verlässlich vorhersagen“.

Beton- und Schadstoffsanierung gehen voran

Die Sanierung des Rathauses startete im November 2020 mit der Einrichtung der Baustelle. Im ersten Bauabschnitt der Rathaussanierung standen die Rückbauarbeiten an den beiden Bürotürmen auf dem Plan. Mit dem Beginn des zweiten Bauabschnitts im April 2022 startete die denkmalgerechte Sanierung des Sitzungstraktes mit dem repräsentativen Foyer und den Sitzungssälen. Auch die Haustechnik des Gebäudekomplexes wird erneuert. Am Turm II schreitet die Beton- und Schadstoffsanierung derzeit weiter voran. Die Arbeiten am Turm I sind fast fertig, die Bürostruktur ist schon erkennbar.

Offizielle Prognose von 99 Mio. Euro

Wie berichtet, hatte die Stadt Marl für die Sanierung des Rathauses mehrere Untersuchungen in Auftrag gegeben. Seit September 2018 liegt eine plausibilisierte Kostenberechnung vor. Danach beliefen sich die Sanierungskosten auf 70 Mio. Euro. Im November 2021 genehmigte der Stadtrat eine aktualisierte Kostenberechnung über 78 Mio. Euro. Ein Jahr später beschloss das Gremium 87 Mio. im Zahlenwerk. Nun weist der letzte Quartalsbericht aus 2022 die offizielle Prognose von 99 Mio. Euro auf. Allerdings sind schon wieder einige Monate vergangen, die Kosten dürften aktuell bei knapp über 100. Mio. Euro liegen.

„Hintergrund“

Das Marler Rathaus steht seit 2015 unter Denkmalschutz. Der Stadtrat beschloss im Oktober 2015 die energetische und denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes mit großer Mehrheit. Für die Sanierung des Rathauses wurden bislang mehr als 20 Mio. Euro Fördermittel vom Bund und Land bewilligt. Das Gebäude ist ein herausragendes Beispiel für die Architektur der Ruhrmoderne. Das Rathaus wurde 2018 von der Landesinitiative StadtBauKultur NRW als „Big Beautiful Building“ ausgezeichnet und gilt als „Symbol demokratischer Baukultur“, die Besucher nicht als Bittsteller, sondern selbstbewusste Bürgerinnen und
Bürger einer demokratischen Gesellschaft betrachtet.

Dienstag, 7. März 2023, 16:40 • Verfasst in Marl

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