Tomaten statt Industrie?

Bild: Die Halde (oben rechts, angeschnitten) sollte eingeebnet werden. Daraus wird nichts, sie ist belastet. Doch es gibt Ideen für eine andere Nutzung.

Marl. Schwerer Dämpfer für den geplanten Industriestandort auf dem alten Zechengelände AV 3/7: Die Herrichtung der Fläche klappt nicht wie geplant, weil eine alte Halde in der Nähe des Wesel-Datteln-Kanals nicht „umgeklappt“ werden kann. Dadurch geht viel Fläche verloren, bedauern die Stadtverwaltung und die RAG Montan Immobilien. Oder geht doch noch was? Die Fakt AG des Marlers Hubert Schulte-Kemper will die Halde mit Tomaten und Paprika bebauen unter gewaltigen Gewächshäusern.

Zunächst zur schlechten Nachricht: Die Halde sollte abgetragen und das nebenliegende Gelände aufgefüllt werden. Doch Probebohrungen brachten das Ergebnis, dass die Konsistenz und Beschaffenheit des Bodens den Einsatz eines zweistelligen Millionenbetrages verlangen. Das würde eine künftige Vermarktung zu teuer machen. Also gehen nun 12 Hektar Fläche verloren.

Während die RAG noch eine „hohe Flexibilität“ wegen des „dynamischen Prozesses“ der Planung von allen Beteiligten forderte, war die Reaktion unter den Politikern unterschiedlich. Paul Wagner (WG Grüne) wunderte, sich dass die RAG ihre eigene Halde so wenig kenne und kritisierte den „planerischen Reinfall“. Jens Vogel (SPD) war zufrieden, dass mit 40 Hektar noch eine gewaltige Fläche übrigbleibe. Andreas Kolk (CDU) war froh, dass die Machbarkeitsstudie rechtzeitig Erkenntnisse gebracht habe.

Ziel sei weiterhin, so die Verwaltung, das Gelände bis 2020 reif für die Vermarktung zu machen. Allerdings müsse man jetzt völlig neu planen. Das betrifft auch die Frage nach der Notwendigkeit eines Autobahnanschlusses für eine kleinere Fläche.

Nun zur guten Nachricht: In einem Schreiben an den städtischen Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke zeigt die Fakt AG Interesse an einer Fläche, um dort großflächig moderne Gewächshäuser zu bauen. Ziel sei es, „dem Lebensmitteleinzelhandel damit ganzjährig voll ausgereifte Tomaten und Paprika mit hervorragendem Geschmack zu liefern“. Die Halde sei dafür besonders gut geeignet, weil sich eine Verbundlösung mit dem benachbarten Chemiepark anbiete, um industrielle Abwärme und ausgeschiedenes CO2 zum Pflanzenwachstum einzusetzen. Dabei könnten 100 bis 120 Arbeitsplätze entstehen, insbesondere für Langzeitarbeitslose.

In den nächsten zwei bis drei Jahren wolle man rund 500.000 qm bebauen und dafür rund 100 Millionen Euro investieren. Die Stadt möge doch diese Nutzungsidee prüfen, so Schulte-Kemper.

Die Verwaltung hatte zuvor erklärt, der Baumbestand auf der Halde solle erhalten bleiben.

Samstag, 12. Mai 2018, 15:00 • Verfasst in Marl

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