Weg mit den Rathaus-Türmen?

Bild: Vor einem halben Jahrhundert musste die eigenwillige Architektur der Bürotürme aufwändig in Beton umgesetzt werden(März 1963).

Marl. Sanieren, abreißen oder was dazwischen? Seit mehr als zehn Jahren wird diskutiert, wie es mit dem Marler Rathaus (51) weitergehen soll. Nachdem der Bürgermeister einen Sanierungsplan für 39 Millionen vorgestellt hatte, denkt die Mehrheit des Rates über eine andere Lösung nach: Abriss der beiden Bürotürme und Neubau – an gleicher Stelle oder sonstwo auf dem Rathausgelände.

Das Zentralgebäude und der Sitzungstrakt müssen überarbeitet werden, die beiden Türme (vor 50 Jahren wurde beschlossen, auf die anderen beiden geplanten Türme zu verzichten) waren wegen ihrer Konstruktion der „hängenden Büros“ ein architektonischer Leckerbissen für Insider. Seine Mängel wären durch eine Komplettsanierung nur teilweise zu beheben.

Zur letzten Ratssitzung überraschten SPD und CDU mit einem Antrag, die Kosten für einen Ersatz der Bürotürme zu ermitteln. Man müsse die Türme „offensiv anpacken“ und separat betrachten, forderte Karl-Heinz Dargel (CDU). Peter Wenzel (SPD) kündigte an, seine Partei werde zu dem Thema einen „großen Konvent“ machen. Bürgermeister Werner Arndt warnte: „Der Denkmalschutz wird ein wichtiges Wort mitreden“. Allerdings: Der Rat hatte bereits beschlossen, das das Rathaus nicht unter Denkmalschutz gestellt werden solle, weil das Probleme bei der Sanierung mache. Fritz Dechert (Wir für Marl) schlug vor, die Türme stehen zu lassen. Dann würden Menschen aus aller Welt kommen und ein Beispiel für teure Fehlplanungen sehen können.

Und was hätten die Architekten von damals zu der heutigen Diskussion gesagt? Jacob Bakema hatte dem Rat im Juli 1958 erklärt: „Wenn die Struktur der Gemeinschaft sich ändern sollte, dann sollte auch das Haus, das Ausdruck der Gemeinschaft ist, geändert werden können.“ Er verwies auf die Schönheit der gewachsenen italienischen Städte. „Man soll immer bedenken, dass Architektur und Stadtbau dem Leben folgen müssen, wenn auch diszipliniert und architektonisch.“

Dieser Philosophie wollen die Politiker folgen und die Architektur den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen.

Samstag, 16. Mai 2015, 15:00 • Verfasst in Marl

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