Der Preis und seine Geburtsstadt

Marl. Es gibt sie noch, diese kleine Ecke zwischen Enttäuschung und Stolz. In ihr steht der Grimme-Preis, der im Frühjahr jeden Jahres Glanz in die Stadt bringen soll. Am letzten Wochenende wurde wieder gefeiert und weil es der 50. Preis war, besonders groß und erstmals mit dem Bundespräsidenten.

Und als „Bonbon“ gab es diesmal einen Film: „Es werde Stadt“, gezeigt auf 3sat gleich nach der Preisverleihung. Doch die seit Monaten gehegte Hoffnung, Marl werde glänzend wegkommen, sie trug: Insider philosophierten tiefgründig über den Wert des Preises, die Bedeutung des Fernsehens und die Zukunft der Medienindustrie. Dazwischen Marler, die völlig ahnungslos waren.

Dann noch das sattsam bekannte Klischee: Marl, die Beton-Stadt. Nichts war zu sehen, von der Idee, das Rathaus auf Stelzen zu stellen und „leichtfüßig“ zu machen. Der frühere Bürgermeister Heiland und sein Stadtplaner Marschall werden überheblich gezeigt. Heiland bekommt auch noch den falschen Vornamen Peter (statt Rudi). Und der Zeche Brassert wird (verwaltungsmäßig) die Zeche Wulfen zugeteilt (richtigerweise Fürst Leopold/Dorsten).

Nein, Marl kommt nicht gut weg. Wieder mal. Schon 1964 hatte das mit dem Film „Marl – Versuch einer Stadt“ nicht geklappt. Er wurde nicht gezeigt (erstmals 1995). Jetzt heißt es „Es werde Stadt“ und das Ergebnis ist erneut bitter.

Dass der Grimme-Preis seine Wurzeln in dieser Stadt hat, ist das einzig Positive. Dass er weitere 50 Jahre alt wird, mochte niemand fest behaupten.

Was bleibt: Prominenz kommt nach Marl, holt sich den Preis ab, feiert und schüttelt den Kopf über diese seltsame Stadt. Immer aufs Neue haben die Medien einen Anlass, über Marl zu lästern.

Und weil die Marler traditionsbewusst sind, wird daran nichts geändert.

Samstag, 12. April 2014, 13:30 • Verfasst in Marl

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