Immunität gegen Keuchhusten hält nur zehn Jahre

Es beginnt wie eine ganz normale Erkältung, doch nach ein bis zwei Wochen treten die hartnäckigen Hustenanfälle auf, die der Krankheit ihren Namen geben: Keuchhusten. Was früher als typische Kinderkrankheit galt, trifft heute zunehmend Jugendliche und Erwachsene. Bei unserer Lesertelefonaktion informierten Experten über die Diagnose und Behandlung von Keuchhusten und wie man einer Ansteckung vorbeugt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Worin unterscheiden sich ein Erkältungshusten und Keuchhusten?

Prof. Dr. med. Klaus Wahle: Zunächst sind sie kaum zu unterscheiden, weshalb Keuchhusten oft erst spät festgestellt wird und wertvolle Zeit bei der Behandlung verloren geht. Keuchhusten wird von einem Bakterium namens Bordetella pertussis verursacht. Im ersten Stadium ähnelt die Erkrankung mit Schnupfen, leichtem Fieber und Heiserkeit einer Erkältung, aber nach gut zwei Wochen setzen die Hustenanfälle ein. Es kann bis zu sechs Wochen andauern, bevor die Symptome abklingen und nach bis zu zehn weiteren Wochen schließlich verschwinden. Wichtig ist: Hält ein Husten über zwei Wochen hinaus an, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen!

Warum ist Keuchhusten im Erwachsenenalter so bedenklich?

Dr. med. Michael Albrecht: Bei Erwachsenen geht Keuchhusten mit schweren Atembeschwerden und Schmerzen im Brustkorb einher. Darüber hinaus kommt es bei jedem Vierten zu Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen. Durch die Überlastung des Körpers bei den Hustenattacken besteht außerdem die Gefahr von Rippenbrüchen, Bandscheibenvorfall und Harninkontinenz. Deshalb sollten Erwachsene auf bestehenden Impfschutz achten.

Wie wird Keuchhusten behandelt?

Dr. med. Michael Albrecht: Wichtig ist, schnell mit einer Antibiotika-Therapie zu beginnen. Zwar verhindert man damit nicht den Ausbruch der Krankheit, aber nach etwa fünf Tagen besteht keine Ansteckungsgefahr mehr und die Heilung kann schneller und unkomplizierter verlaufen. Ansonsten gilt es, die Beschwerden zu lindern: Ruhe, kühle und relativ feuchte Raumluft und viel Flüssigkeit, um das Abhusten zu erleichtern und kleine, dafür häufigere Mahlzeiten. Säuglinge müssen im Krankenhaus behandelt werden, da es bei ihnen häufig notwendig ist, den zähen Schleim abzusaugen.

Ab wann und wie lange besteht Ansteckungsgefahr?

Prof. Dr. med. Klaus Wahle: Die Ansteckungsgefahr beginnt bereits am Ende der Inkubationszeit, also noch bevor die ersten Symptome auftreten. In der sechsten Krankheitswoche sinkt die Ansteckungsgefahr wieder. Wird rechtzeitig eine antibiotische Therapie eingeleitet verkürzt sich die Ansteckungsgefahr auf ca. fünf Tage nach Therapiebeginn.

Warum ist Keuchhusten für Kleinkinder so gefährlich?

Dr. med. Michael Feld: Zunächst einmal: Gegen Keuchhusten gibt es keinen angeborenen Nestschutz, der Säuglinge davor schützt. Besonders bei ihnen kann der Keuchhusten einen schweren Verlauf nehmen und geht oft mit Komplikationen einher. Dazu zählen Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen, Komplikationen im Bronchialsystem oder sogar Gehirnentzündungen mit Krampfanfällen.

Die STIKO empfiehlt die zweite Auffrisch-Impfung im Alter von 9 bis 17 Jahren. Ist man dann lebenslang immun?

Prof. Dr. med. Klaus Wahle: Leider nicht. Die Immunisierung durch eine Impfung hält zwischen fünf und zehn Jahren an. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut auch allen Erwachsenen seit 2009 eine einmalige Auffrischimpfung.

Muss ich die Impfung gegen Keuchhusten selbst zahlen?

Dr. med. Michael Albrecht: Nein, die Kosten werden von Krankenkassen übernommen. Einige Krankenkassen belohnen Impfungen wegen ihrer vorbeugenden Wirkung sogar im Rahmen ihrer Bonusprogramme.

Wird der Impfstoff immer als Mehrfachimpfung verabreicht?

Dr. med. Michael Feld: Ja, die Impfung gegen Keuchhusten wird immer in Form einer Kombinationsimpfung verabreicht. Steht in nächster Zeit z.B. die Auffrischung des Schutzes gegen Tetanus und Diphtherie an, sollte der Arzt prüfen, ob gegen Pertussis geimpft werden sollte. Bei dieser Gelegenheit empfiehlt es sich, auch den Impfschutz gegen Polio zu kontrollieren. Falls dieser nicht vollständig ist oder die Impfung bisher nicht einmalig aufgefrischt wurde, kann der Arzt eine Vierfach-Impfung verabreichen, die gleichzeitig vor Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio schützt.

Birgt nicht auch die Impfung Risiken?

Dr. med. Michael Feld: Die heutigen Impfstoffe sind gut verträglich. Gelegentlich kommt es vor, dass an der Impfstelle für eine kurze Zeit eine kleine Hautrötung oder Schwellung auftritt.

Freitag, 24. September 2010, 16:52 • Verfasst in Vest

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