Mit der Lupe unter der Decke der Kapelle

Lavesum (rk). Was kann man machen? Was soll man machen? Wochenlang hat sich die 23-jährige Studentin Isabell Schüngel mit der St.-Antonius-Kapelle in Lavesum befasst, besonders mit ihren Schäden. Ihre Untersuchung ist Teil ihrer Bachelorarbeit.

„Am Anfang war es doch schon sehr kalt, nach einer Woche wurde dann die Heizung angestellt“, zittert die Studentin, die danach bei „ungefähr 14 bis 15 Grad“ ihre Arbeit in der Kapelle bei etwas angenehmerer „Wärme“ fortsetzen konnte. Seit dem 30. November macht die 23-Jährige eine Maßnahmekonzeption für ihre Bachelorarbeit in Lavesum und ist damit beschäftigt, die Fläche der Wandmalereien der kleinen Kirche auf Schäden hin zu untersuchen. Immerhin 35 Quadratmeter.

Die Arbeit wird vom Landesdenkmalamt Münster, dem Auftraggeber, unterstützt. „Die Kirchengemeinde St. Antonius entscheidet dann, was gemacht werden sollte und kann. Es gibt Sachen, die notwendig sind, und Maßnahmen, die aus ästhetischer Sicht gemacht werden sollten.“

Zuerst hatte sie sich genauestens die betroffenen Stellen angesehen und fotografiert, um die Schäden auf den ausgedruckten Fotos kartiert. „Danach wird das alles erfasst und ausgewertet, welche Maßnahmen getroffen werden müssen.“

Mit Hilfe eines fahrbaren Rollgerüstes, das die Gemeinde zur Verfügung gestellt hat, geht es nach oben bis in fünf Meter Höhe. Ihr Arbeitsfeld mit den Wandmalereien umfasst die „Mondsichel-Madonna“ (Maria, die auf einer Mondsichel steht), vier sogenannte Marschälle, eine Figurenkonstellation mit den katholischen vier Heiligen (Hubertus, Quirinus, Cornelius und Antonius) sowie die vier Passionsszenen (Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung und -abnahme).

Als Arbeitsmaterial stehen ihr unter anderem ein Mikroskop, eine Stirnlupe, eine UV-Lampe (die durch ihre speziellen Wellenlänge Dinge sichtbar macht, die man normal mit dem Auge nicht sieht), außerdem Tageslichtlampen (um Verfälschungen zu vermeiden), und eine Art Buntstifte zur Verfügung. „Anhand der ausgedruckten Bilder vergleiche ich die Stellen, markiere dann die Schäden auf den Bildern und übertrage sie später mit einem speziellen Programm auf den Computer.“ Hohlstellen, Risse, Fassungslockerungen und -abplatzungen stellte sie fest. „Ich erfasse diese Stellen durch ein Abtasten, in der Fachsprache Perkussion genannt. Schimmel habe ich bisher noch nicht entdeckt.“

Inzwischen ist sie mit ihrer Begutachtung fertig, an ihrem Studienort Erfurt geht es an die schriftliche Arbeit. 25 Seiten wird die Bachelorarbeit der Studentin umfassen, dazu ein Anhang mit 40 Fotos, Dokumentation, Kartierungen und den chemischen Analyseergebnissen.

Auf die Ergebnisse wird nicht nur die Kirchengemeinde in Lavesum, sondern unter anderem auch Heimatforscher Herbert Ring gespannt sein, der der Jungforscherin zur Seite stand.

Sonntag, 31. Januar 2010, 11:27 • Verfasst in Haltern

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