Verkehrsrechner rechnet an der Realität vorbei

Stau auf der Bergstraße. FOTO: Mengedoht

Marl (eib). Marl muss grüner werden! Eine Forderung, die ausgerechnet von den Autofahrern kommt: Sie wollen mehr grüne Ampel-Wellen in der Stadt und beschweren sich seit geraumer Zeit über unerklärliche Wartezeiten, rote Wellen und Ampelausfälle.

Unerklärlich ist das für den täglichen Verkehrsteilnehmer deshalb, weil ja längst ein teurer, allumfassender Verkehrsrechner eingeführt ist, der das Glück auf Erden bedeuten sollte. Der in der Realität aber als roter Teufel daher kam, der nicht zu bändigen war: Ausfälle, Fehlrechnungen, Zusatzaufgaben machten die Probleme zu einer Endlosschleife.

Aktueller Stand, Anfang 2009: Die Probleme sind eingekreist, der Lösung steht nichts mehr im Wege.

Problem 1: Der (bereits erfolgte) Umzug des Rechners in die Hauptfeuerwache an der Herzlia Allee. Alle Verbindungen wurden neu gesteckt – da musste des Öfteren nachgearbeitet werden.

Problem 2: Die Betonwände sind so massiv, dass zunächst keine Funksignale ankamen. Die Übertragung führte zu Aussetzern, die Sekundenbruchteile summierten sich im Laufe der Zeit zu erheblichen Differenzen. Das sei jetzt ausgestanden, erklärt der Verkehrsplaner der Stadt, Dr. Jürgen Göttsche.

Problem 3: Die Feuerwehrausfahrt ist in die Ampeln eingebaut. Da gibt es Rot, ohne dass die Autofahrer sich das erklären können. Und diese Berechnung wird an die anderen Ampeln weitergegeben.

Problem 4: Die Busbeschleunigung insbesondere für den SB 25 (Recklinghausen/Marl/Dorsten) muss eingepflegt werden. Auch das geht auf Kosten der anderen Verkehrsteilnehmer. Erst umfangreiche Testfahrten werden zeigen, ob die Theorie der Planer mit der Realität übereinstimmen, so Udo Lutz, städtischer Verkehrsplaner.

Problem 5 – nicht offiziell, aber die Erfahrung kritischer Beobachter: Die Marler Autofahrer reagieren zu langsam. Wenn der erste losfährt an der Ampel, braucht der zweite zu lange, um hinterher zu kommen. Der Rechner denkt, da ist keiner mehr – und schaltet auf Rot. In Großstädten sind die Abstände um die Hälfte kleiner.

Die Bürgerliste „Wir für Marl“ spekuliert gar, mit Hilfe der Ampelschaltung werde Wirtschaftsförderung für „Saturn“ betrieben – was Udo Lutz kopfschüttelnd zurückweist. So etwas käme ihnen nicht in den Sinn.

Andererseits wirken sich Unternehmensansiedlungen durchaus auf Ampelschaltungen aus: Für den (in Bau befindlichen) Praktikermarkt an der Recklinghäuser Straße musste die Zufahrt über die Johannesstraße mit einer Ampel versehen werden. Die hat auch noch eine Besonderheit: Sie ist eine der ersten in Marl, die das Verkehrsgeschehen über eine Kamera beobachtet und beurteilt und danach die Grünphasen verteilt.

Das wird wohl nach und nach Standard in der Stadt und die teureren Kupferdrähte in der Asphaltdecke vor Ampeln ersetzen.

Samstag, 7. Februar 2009, 13:03 • Verfasst in Marl

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.