Hohe Kohlepreise haben Bund 507 Mio. erspart


Vest (eib). Die Energiepreise steigen – lohnt sich da kein Bergbau? Tausende Hektar Flächen gehören der RAG – warum können sie nicht schneller zu Gewerbegebiet gemacht werden? Das Land will den betroffenen Kommunen helfen – gibt es jetzt ein Sonderprogramm?

Der Regionalrat des Regierungsbezirks Münster stellte sich in dieser Woche in Dorsten zahllose Fragen. Und bekam meist auch klare Antworten. Leider waren viele nicht erfreulich.

Der Bergbau ist ein mächtiger Faktor in der Region: 34.000 Arbeitsplätze sind damit verbunden, 700 ha Fläche hat er allein in Marl, 1800 Ausbildungsplätze bietet er (noch) an. Doch 2018 soll alles zu Ende sein – wenn nicht 2012 noch eine andere Entscheidung getroffen wird.

Der RAG-Vorstandsvorsitzende Bernd Tönjes berichtete von einer Preisexplosion bei Kohle auf bis zu 150 Euro pro Tonne. Inzwischen sind es nur noch 100 Euro, aber insgesamt zeige die Preisentwicklung nach oben. Diese unerwarteten Mehreinnahmen hätten dazu geführt, dass in diesem Jahr 507 Mill. Euro weniger Subventionen gebraucht würden, allein 110 Millionen weniger aus NRW.

Das Geld soll wieder investiert werden, die Wirtschaftsministerin habe der Region dafür einen Bonus zugestanden, erklärte Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek. Für ein „Sonderprogramm“ zur Umwandlung jetziger Bergbauflächen für eine neue Nutzung sieht sie jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Spielraum.

„Wenn die Kohle geht, müssen wir unsere Städte umbauen“, erklärte Dorstens Bürgermeister Lambert Lütkenhorst. Wie aufwändig das sei zeige die Neue Stadt Wulfen, die einmal in Zechennähe für 60 000 Menschen geplant war, jetzt nur noch 9000 hat aber 30 Prozent der Dorstener Sozialkosten verschlingt. Die Stadt habe zwar große Bergbauflächen, doch einen Mangel an vermarktbaren und kurzfristig zur Verfügung stehenden Flächen. Die Kohlerückzugsgebiete müssten bei Fördermitteln Vorrang haben, forderte er. Die Städte hätten einfach kein Geld, beklagte auch Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski.

Der Strukturwandel der Region müsse durch einen Wandel in der Ausbildung begleitet werden, forderte Prof. Dr. Klaus Harney (Bochum). Er forderte ein zusätzliches Steuerungssystem, um die vielen Träger von Ausbildung, die vielen Angebote, die verschiedenen Geldtöpfe in eine Struktur zu bringen. Dazu sei auch eine Arbeitsteilung zwischen den Berufskollegs notwendig, wie Prof. Harney an Hand der Zahntechniker-Ausbildung am Hans-Böckler-Berufskolleg in Marl zeigte. Für die gesamte Region sei eine Schulentwicklungsplanung notwendig, um den Übergang von der Schule zum Beruf besser zu organisieren.

Mehr als 100 Teilnehmer und Zuhörer, darunter die Bürgermeister des Kreises, erlebten die Zuversicht, dass der Wandel eine Chance bedeutet. Wenn auch bei vielen noch die Frage mitschwang, wie es denn nach 2012 weitergehen kann. Bernd Tönjes: Entweder der Bergbau wird zu Ende abgewickelt, oder er macht mit den drei Bergwerken weiter, die es dann noch geben wird (eines davon ist Auguste Victoria). Dann könne man das Volumen wieder ausweiten oder sich auf das Bereitstellen einer Ressource beschränken.

Doch dieses Szenario war nur noch eine Frage ganz am Rande.

Samstag, 29. November 2008, 14:39 • Verfasst in Vest

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