In dieser Atmosphäre wird gerne eingekauft

FOTO: Mengedoht

Schermbeck (eib). Wenn Sie mal ein gutes Buch lesen wollen, dann greifen Sie zum Einzelhandelsgutachten der Gemeinde. Es kann den Schermbeckern viel Freude machen: Ein starkes Angebot, hohe Kaufkraftbindung, eine Dichte an Versorgung, Dienstleistung und Bildung in einem atmosphärischen Umfeld, das es anderswo nicht gibt. Was will man mehr.

105 Betriebe haben 28.700 qm Verkaufsfläche, nur zwei Prozent Leerstände, 67,7 Millionen Euro Kaufkraftvolumen. Das sind Eckdaten, mit denen sich offenbar gut arbeiten lässt. Schließlich werden die meisten Güter des kurz- und mittelfristigen Bedarfs im Ort gekauft, und auch so manche des langfristigen. Bei weiteren Wünschen fährt man oft nach Dorsten. Umgekehrt kommt ein Viertel des Schermbecker Umsatzes von Kunden außerhalb der Gemeinde.

Und doch gibt es Lücken. Bei Bekleidung und Wäsche, meinen Geschäftsleute wie Kunden (47 bzw. 42 Prozent), was typisch ist für kleine und mittlere Städte. Mit weitem Abstand folgen Nahrungs-/Genussmittel (12 bzw. 11 Prozent). Bemerkenswert: 93 Prozent der Kunden sind mit der Qualität des Angebotes zufrieden. Die Einzelhändler spüren das, sie machen 40 Prozent mehr Umsatz als vor drei Jahren.

Die Zufriedenheit schlägt sich auch im Besuch nieder: 20 Prozent mehr als vor drei Jahren. Nur Gahlen wird kaum als Einkaufsstandort wahrgenommen.

Von hektischen Entwicklungen keine Spur: 51 Prozent der befragten Betriebe sind schon seit mehr als acht Jahren an ihrem jetzigen Standort. Die Kompaktheit und die Vielfältigkeit des Angebotes im Ortskern werden besonders gelobt.

Zugleich wird der Ortskern besonders kritisiert, wegen seiner Verkehrsverhältnisse. Die Mittelstraße ist die einzige direkte Verbindung durch den Ort. Alle Versuche, Alternativen zu schaffen, sind bislang gescheitert.

Und es gibt keinen „Rundlauf“, städtebaulich sei der Kern wenig abwechslungsreich, der Weg vom einem bis zum anderen Ende sei zu lang.

Relativ bedeutungslos ist Gahlen, das nur 1 Prozent der Schermbecker Verkaufsflächen hat, dafür aber eine gute Verkehrsanbindung an die Mittelstraße.

Wie geht es weiter? Bis 2017 könnte Schembeck höchstens noch einen weiteren Lebensmittelmarkt verkraften, für Zeitschriften/Bücher und Bekleidung gibt es noch Potenzial. Etwas mehr „Baumarkt“ wäre denkbar, aber der zusätzliche Bedarf reicht nicht gleich für einen weiteren Anbieter.

Auf keine Fall, so das Gutachten, solle man die Entwicklung dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Dann würde der Ortskern auseinanderfliegen.

Aber daran denkt man in Schermbeck auch gar nicht. Der Leiter der Wirtschaftsförderung in der Gemeindeverwaltung, Friedhelm Koch, hat die Mittelstraße im Blick und ist optimistisch, noch in diesem Jahr zwei Leerstände wieder mit Leben füllen zu können. „Die Nachfrage ist da.“

Das Jahresende wird aber auch wieder die Schwächen der Gemeinde deutlich machen: Wenn der Trubel rund um den Weihnachtsmarkt den Autoverkehr einschränkt.

Sonntag, 30. November 2008, 11:39 • Verfasst in Dorsten

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