Bei spektakulärer Übung glühen die Helme

Herten. Eine große Feuerwalze zieht über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg. Hinter der Absperrung stehen Bürger und schauen mit großen Augen zu, wie die Flammen über den Helmen züngeln. Entzündetes Rauchgas, echtes Feuer, beißender Geruch – ein schauriges Szenario, das sich dem Betrachter auf dem Ewaldgelände am Fuß der Halde bietet. Zum Glück ist alles nur eine Übung.

Möglich gemacht hat den Lehrgang für die 22 Feuerwehrleute des Löschzugs Herten, der Hauptwache sowie der Löschzüge Scherlebeck Westerholt und Wanne, die an diesem Tag geschult werden, der Förderverein Löschzug Herten. Gerade erst wieder zu aktiverem Leben erwacht, setzt er schon ein markantes Zeichen. „So eine Übung bringt viel mehr als die einfache Simulation“, sagt Melina Jacob. Sie ist die einzige Frau bei den hauptamtlichen Kräften der Hertener Feuerwehr und von der Übung begeistert.

Fünf Trainer schulen die Feuerwehrleute an fünf verschiedenen Stationen. Natürlich gehört ein theoretischer Teil auf der Wache dazu. Die weiteren vier Einheiten finden auf Ewald statt. Das Hohlstrahlrohrtraining beispielsweise. „Es ist wichtig, Routine zu entwickeln – denn auch nachts um vier Uhr muss die Bedienung sitzen, ohne dass man groß darüber nachdenkt“, erklärt Michael Windhausen, Initiator der Heißausbildung, stellvertretender Löschzugführer und Trainer.

Und so wird mit voller Konzentration den Anweisungen gefolgt, die der Kollege in einiger Entfernung gibt. Vollstrahl oder Sprühstrahl, links oder rechts – und die Mannschutzdusche. Letztere ist ein purer Selbstschutz für die Rettungskräfte, falls sich ein „Flash-Over“ nicht verhindern lässt. Dabei ziehen – wie in der letzten Übung – die Flammen über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg, hier entwickelt sich Rauchgas – alles wie bei einem Hausbrand.

Endlich wieder draußen, nehmen die Feuerwehrleute ihre Atemschutzgeräte und Helme ab. Sie sind mächtig heiß geworden bei dem „Flash-Over“. Passiert ist jedoch niemandem etwas. Das Feuer brannte ganz kontrolliert in dem Container, der eigens für derartige „Heißausbildungen“ konstruiert und entsprechend ausgestattet ist.

„Vier Sekunden hält die heutige Feuerwehrkleidung einer Feuerwalze mit 1.200 Grad stand“, sagt Frank Schulke. Das entspricht einer Strecke von etwa drei Metern, die ein Feuerwehrmann unter Atemschutz in vier Sekunden zurücklegen kann. „Das reicht nicht“, bilanziert Schulke knapp. Deshalb lernen die Feuerwehrleute, wie man die Gefahren erkennt, welche Anzeichen es gibt und welche Maßnahmen helfen, einen Flash-Over zu verhindern.

Michael Windhausen erinnert an einen Fall aus Herten aus der jüngsten Vergangenheit: „Bei einem Kellerbrand in Westerholt ist es zu einem Flash-Over gekommen. Allerdings vor dem Eintreffen der Feuerwehr. Dabei ist noch im zweiten Stock der Putz von den Wänden gekommen.“

2.000 Euro hat der Förderverein für die Heißausbildung bezahlt. „Es ist wichtig, unsere Kollegen auch über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus weiterzubilden. Diese Menschen setzen sich für das Wohl aller Bürger in unserer Stadt ein.“, sagt Sigi Klaas, vor kurzem neu gewählter Vorsitzender des Fördervereins.

Wenig später absolvierten die Hertener Floriansjünger eine Höhenrettung: Angenommen war bei dieser Übung, dass auf dem 22 Meter hohen Silo der Coca Cola-Abfüllanlage ein Mitarbeiter verletzt liegt. Reibungslos funktionierten auch hier die verschiedenen Rettungsmanöver mit der Schleifkorbtrage, jeder Handgriff saß.

Die Mitarbeiter der Abfüllanlage beobachten das Spektakel gespannt. Theoretisch könnte jeder von ihnen in eine solche Lage kommen. Winfried Certa, Sicherheitsfachkraft bei Coca-Cola: „Ein Mitarbeiter darf nur auf das Silo, wenn er absolut schwindelfrei ist. Außerdem ist man dann mit Sicherheitsgurten ausgerüstet.“ Die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Coca-Cola läuft kontinuierlich: Einmal im Jahr werden Rettungsaktionen aus Höhe und Schächten simuliert.

Samstag, 11. Oktober 2008, 13:52 • Verfasst in Herten

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