OP erfolgreich: Nun hämmern Stromstöße aufs Hirn


Vest (eib). Er hatte das Gefühl, als sprenge ihm der Schädel. Der 73-jährige Recklinghäuser hatte Anfang Oktober 2007 einen Stromschlag erhalten, der so nicht gewollt war. Sein neuer Defibrillator hatte nur den Rhythmus seines Herzschlages im Takt halten sollen. Doch er setzte seinen ganzen Körper unter Strom.

Das Einsetzen dieses Gerätes ist längst kein medizinisches Neuland mehr. Als sich der Recklinghäuser im September 2007 mit Atembeschwerden zu seinem Arzt begab, diagnostizierte dieser ein Herzleiden und überwies ihn in ein Recklinghäuser Krankenhaus, von dort wurde er an ein Gelsenkirchener Krankenhaus weiter verweisen, das ihm Ende September den Defibrillator unter der linken Schulter einsetzte.

Das Gerät funktioniert einwandfrei – das war auch die Diagnose, die ein Recklinghäuser Spezialist nach dem ersten ungewöhnlichen Stromschlag stellt. Doch zwei Wochen später gab es wieder zwei heftige Stromschläge. Gerade, als der 73-Jährige an seinem Auto die Reifen wechselte. Wieder stellte der Arzt fest, dass alles in Ordnung sei. Doch auf dem Rückweg gab es geradezu ein „Trommelfeuer“ von zehn Stromstößen. Und zu Hause noch einmal.

Gab es vielleicht einen gemeinsamen Auslöser? Dem geplagten Patienten fiel auf: Beim Reifenwechsel stand er in der Nähe der Autobatterie, auf dem Nachhauseweg stand er mit seinem Rad an einer Ampel, zu Haus war er in der Nähe des Kühlschrankes und des Telefons. Mit dem Rettungswagen ging es ins Krankenhaus – und wieder war kein Defekt festzustellen.

Inzwischen glaubt er die Ursache zu kennen: Der Defibrillator gehörte zu den fehlerhaften Geräten, die der Hersteller bereits zurückgerufen hat. Er reagiert offenbar in der Nähe von Spannungsfeldern.

Seinem Anwalt, dem Marler Experten für Arzthaftung Stefan Hermann, ist das Problem bekannt. Schon einmal kämpfte er für eine ältere Dame mit einem defekten Gerät, das selbst an Kaufhaus-Ausgängen Alarm ausgelöst haben soll.

Diesmal, so sein Vorwurf, sei schon vor dem Einsetzen des Defibrillators bekannt gewesen, dass Schwierigkeiten bestehen. „Zumindest hätte das Gerät dann entsprechend entfernt und ausgewechselt werden müssen“, nachdem sich die gravierenden Stromschläge eingestellt hatten.

Bei Schmerzen ist es für seinen Mandanten nicht geblieben. Er könne seinen rechten Arm kaum noch einsetzen, schon Unterschriften fielen ihm schwer. Und weil das Gerät noch immer nicht ausgewechselt ist, lebt er in ständiger Angst.

Inzwischen hat der Patientenanwalt das Krankenhaus auf ein Schmerzensgeld von 30.000 Euro verklagt.

Samstag, 26. Juli 2008, 16:00 • Verfasst in Vest

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