Schweinegrippe: Ärzte hinter Masken

FOTO: Mengedoht

Vest (sl). Längst hat die Schweinegrippe auch den Kreis Recklinghausen erreicht: 84 Kranke gab es am Donnerstag im Vest – zehn mehr als einen Tag zuvor. Bei fast 640.000 Einwohnern keine sehr beeindruckende Zahl, auch wenn Kreissprecher Jochem Manz mit weiterhin steigenden Fallzahlen rechnet: „Ein Großteil der Betroffenen war im Urkaub auf Mallorca oder in England. Je mehr Urlaubsreisende zurückkehren um so mehr Fälle wird es geben.“

Auch der ärztlicher Direktor des Prosper-Hospitals in Recklinghausen, Dr. Jens Jakschik, sieht keinen Grund zur Panik: „Die Virulenz und die Sterblichkeit sind bei der normalen Grippe höher.“ Patienten mit Schweinegrippe liegen nicht im Prosper-Hospital: „Wir würden nur die mit schweren Symptomen aufnehme und ein grippaler Effekt ist kein Grund für einen Krankenhausaufenthalt. Die Betroffenen können von ihrem Hausarzt gut bversorgt werden.“

Riskant sei die „Neue Grippe“ vor allem für Schwerkranke und Ältere, kleine Kinder und Patiemten mit einer Immunschwäche. Und die werden auch beim Hausarzt optimal geschützt: Victor Slemenkov, Facharzt für Allgemeinmedizin in Recklinghausen: „Wir tragen bereits seit einigen Tagen Handschuhe und den ganzen Tag den Mundschutz.“ Das sei eine Vorgabe des Gesundheitsamtes. „Wenn ein Patient mit Symptomen kommt, wird er ganz schnell nach hinten in ein Einzelzimmer geführt, um möglichst wenig Kontakt zu anderen Patienten zu haben.“

Doch wie kann man sich am besten gegen H1N1 schützen? Eigentlich ganz einfach: „Bei uns in der Paracelsus-Klinik halten wir Desinfektionsmittel und Mundschutz bereit, obwohl wir noch keinen Patienten mit der Schweinegrippe hatten.“ Für alle andere gelte: „Händewaschen, Händewaschen und noch einmal Händewaschen. Das ist der wichtigste Schutz vor allen Infektionskrankheiten,“ erklärt Kliniksprecherin Cornelia Gruse-Kettler.

Und wenn der Impfstoff bald auf dem Markt ist, sollte man sich auch impfen lassen: „In Deutschland“, sagt Dr. Martin Presch, Leitender Oberarzt am Marienhospital in Marl, „gibt es eine Impfmüdigkeit, die zum Teil esorgniserregend ist. Impfung ist auch gegen Grippe ein guter Schutz und wer die Möglichkeit hat, sollte sich impfen lassen.“ Noch, so Presch, sei der Erreger verhältnismäßig harmlos – das könne sich im Herbst allerdings ändern.

Im Moment sind Szenen, wie sie sich vor dem Dorstener Amtsgereicht abgespielt haben, daher noch eher skuril: Dort führte das ständige Husten einer Zeugin zur unverbindlichen Frage des Richters, ob sie gerade Urlaub in Spanien gemacht habe. Die junge Frau verneinte, konnte ihren Hustenreiz aber nicht unterdrücken. Als dann der vorsichtige Hinweis kam, das würde die Verhandlung stören, gab es ein Aufatmen auf der Zuschauerbank: Die junge Frau, jetzt nicht mehr Zeugin, verzichtete aufs weitere Zuhören und verließ den Gerichtssaal.

Gestern haben auch die Feuerwehren im Kreis Recklinghausen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen beschlossen (wir berichteten). Das Land NRW überlegt zudem, im Fall vieler weiterer Neuinfektionen die Schulferien zu verlängern.

Samstag, 1. August 2009, 14:17 • Verfasst in Vest

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