Ein Leben mit Beatmungsgerät

Datteln. Der elfjährige Ramesch lebt zusammen mit sechs weiteren Kindern und Jugendlichen im André-Streitenberger-Haus in Datteln. Benannt nach seinem ersten Bewohner, André, ist es das Zuhause für dauerbeatmete Kinder. Ab und zu kommt Ramesch zu Michael Schwerdt ins Büro und dann wird mit dem Krokodil gespielt. „An Weihnachten das Krokodil nicht vergessen“, hat der Elektro-Rollstuhlfahrer Schwerdt ins Stammbuch geschrieben. Und so wird die Handpuppe zum imaginären Freund, der auch ab und zu mal operiert wird. Etwa um ihm einen Zwerchfellschrittmacher einzusetzen. Dann könnte es frei atmen und könnte unabhängig von all den Schläuchen und Kabeln, von denen das Leben von Ramesch und seinen Mitbewohnern abhängt, leben. Sie gehören zu einer kleinen Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die nicht selbst atmen können. Im Streitenberger-Haus führen sie dennoch ein Leben, so selbständig und normal wie es technisch und pflegerisch möglich ist.

Doch das ist nicht selbstverständlich. Viele Kinder verbringen erhebliche Zeit in Krankenhäusern. So auch Sara. 13 Jahre hat sie in Kliniken und auf Intensivstationen verbracht. Heute hilft die 21-Jährige Claudia Göke, den Bestand der Katheder, Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel zu sichten.

Alle Kinder und Jugendliche besuchen vormittags den Kindergarten oder die Schule, die nebenan liegen und zur Klinik gehören. Viele Hilfsmittel sind nötig, um die Kinder ihrer Behinderung gerecht zu unterrichten. So steckt Lehrerin Christine Schulenberg Ramesch ein Kissen unter die Arme und befestigt Buch und Heft mit Magneten. Serafetin braucht noch mehr Hilfe. Er kann weder sprechen noch seine Hände bewegen. Und so steuert er die Computermaus mit einem Kopftaster.

Im André-Streitenberger-Haus hat jeder Bewohner sein eigenes Reich, das nur nach Klopfen und Aufforderung betreten wird. Am Bett ist immer eine Tafel, auf der Fotos der Mitarbeiter anzeigen, wann wer Dienst hat. Zur Orientierung dint auch ein Spiegel an der Wand. Liegen die Kinder zur Wandeite, können sie sich nicht drehen, aber so trotzdem sehen, wer sich ihrem Bett nähert.

Zur Weihnachtszeit ist die Sehnsucht nach den Eltern natürlich besonders groß. Für Ramesch, dessen Eltern in Hamburg leben, hat Michael Schwerdt einen Computer mit Webcam besorgt. Um den Kontakt zu halten, sind die Eltern der Kinder und Jugendlichen jederzeit willkommen und können auch im eigenen Appartement übernachten.

Sonntag, 26. Dezember 2010, 11:31 • Verfasst in , Datteln

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