Polizei: Zahlen belegen keine Bedrohung von Rechts


Marl (eib). Marl ist ein Lieblings-Treffpunkt der Rechten Szene – weil hier die Linke Szene so aktiv ist. Diese überraschende Logik mussten zwei Ratsausschüsse auf einer Sondersitzung verkraften. Es ist die Erkenntnis der Abteilung Staatsschutz beim Polizeipräsidium in Recklinghausen. Und es war nicht die einzige Überraschung.

Auf der letzten Ratssitzung hatte Max Malkus die Politik um Hilfe geradezu angefleht: Allein in einer Woche seien Jugendliche mehrfach aus der Rechten Szene angepöbelt und verprügelt worden. Ganz abgesehen von ständigen Schmierereien an Häusern. Erschrocken rief die FDP nach Konsequenzen (erschien dann aber nicht auf der Sondersitzung).

Dabei sind Gewalt-Probleme den Jugend-Politikern sehr wohl bewusst. Gerade deshalb ist schon längst ein Workshop für den 19. September anberaumt. Wobei es aber nicht speziell um das Thema „Gewalt von Rechts“ geht.

Diese Gewalt stellte sich in den Zahlen der Polizei ganz anders dar als in den Erlebnissen der Jugendlichen. Der Leiter der Abteilung Staatsschutz, Bernd Löffler, berichtete von 20 Personen (davon sechs aus Marl), die die Rechte Szene ausmachten (unter dem Namen Autonome Nationalisten Marl). Denen stehen in der Linken Szene zehn Personen gegenüber. Das Aufeinandertreffen beider Seiten mache lediglich ein Prozent der Gewaltkriminalität in Marl aus: 2007 gingen von den Linken sechs Gewalttaten und elf sonstige Tagen aus, von den Rechten drei Gewalttaten und 26 Straftaten.

Im Ausschuss machte sich ungläubiges Staunen breit, das passe doch gar nicht zu den eigenen Erfahrungen. Vielleicht doch, denn häufig wird offensichtlich keine Anzeige erstattet. „Das bringt ja doch nichts“, resignierten die Jugendlichen. Aber selbst Erwachsene fühlen sich an manchen Stellen in Marl unsicher und bedroht.

So einigte man sich am Ende auf die Bildung eines „Marler Bündnisses gegen Gewalt“. Man tue zwar schon eine Menge, aber das könne man auch noch optimieren. Der Polizei-Vertreter bot an, die Bürger sollten sich unmittelbar an den polizeilichen Staatsschutz wenden, wenn sie Informationen hätten.

Samstag, 28. Juni 2008, 14:48 • Verfasst in Marl

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