Bewohner der Schlenke gehen vor Gericht

Werner Bergerhoff. FOTO: Mengedoht

Marl (eib). Sie haben bereits gefeiert und getrunken, und trotzdem ist der Streit der Schlenke-Siedler noch immer nicht beigelegt. Mit der Neuma ringen sie um ihre neuen Wohnungen in der Gartenstadt – dort sehen sie immer neue Qualitäts-Abstriche. Mit Degussa ringen sie um ihre alten Wohnungen – haben sie nicht ein Vorkaufsrecht?

Während in Drewer-Süd bereits kräftig Fakten geschaffen werden, zieht sich die juristische Bewertung der bereits abgelaufenen Dinge dahin. Das ist die Normenkontrollklage, ob eigentlich alles rechtlich korrekt abgelaufen ist. Die mündliche Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht soll im Spätsommer folgen.

Jetzt verfolgt Werner Bergerhoff, der viele Jahre als Sprecher der Siedler für den Erhalt der Häuser gekämpft hat, ein altes Versprechen: Viterra, der frühere Besitzer, hatte all seinen Mietern zugesagt, ihnen würden bei einem möglichen Verkauf die Wohnungen als erstes angeboten.

Das hätte Werner Bergerhoff gerne noch einmal schriftlich gehabt, doch so weit wollte Viterra nicht gehen. Zu seiner Überraschung fand er die damalige schriftliche Zusage dann doch einige Tage später anonym in seinem Briefkasten.

Zweifel, dass die Zusage für die Schlenke-Siedler nicht gilt, braucht der Stamm-Bewohner (seit mehr als 30 Jahren) nicht zu haben: Der damalige NRW-Bauminister Vesper teilt ihm am 25. Januar 2005 mit, dass diese Selbstverpflichtung von Viterra natürlich auch für ihn gelte.

Im August 2005 kaufte die Degussa Immobilien GmbH & Co. KG die Siedlung und teilte den Bewohnern mit: „Für Sie ändert sich nichts.“ Und was ist mit dem Vorkaufsrecht?, wundert sich Werner Bergerhoff. Hätte man nicht ihm die Wohnung zum Kauf anbieten müssen? Das will er jetzt rechtlich klären lassen. Über einen Fachanwalt hat er eine Feststellungsklage erstellen lassen. Doch das Verfahren zieht sich in die Länge.

Mittlerweile hat ein zweiter Bewohner ebenfalls den Auftrag für eine Feststellungsklage erteilt. Wohl wissend, dass damit der Abriss der Siedlung nicht aufgehalten werden kann. „Aber ich erwarte, dass meine Rechte nicht einfach übergangen werden“, bleibt Werner Bergerhoff (72) energisch.

Er weiß, dass die Firma Stockhausen im Chemiepark allmählich unter Zeitdruck gerät: Deren Acrylsäure-Anlage steht zu dicht an der Wohnbebauung und darf bislang nur mit einer Ausnahmegenehmigung arbeiten. Bald muss sie nachweisen, dass es keine Wohnbebauung mehr in 1000 m Abstand gibt. „Noch wohnen hier 50 Familien“, erklärt Bergerhoff selbstbewusst. „Mal sehen, wie lange noch.“

Für sich selber hat er in den letzten Tagen eine bittere Bilanz gezogen: Er will nicht in die neue Gartenstadt ziehen, weil die Neuma bei den Häusern immer mehr Abstriche macht.

Samstag, 31. Mai 2008, 13:22 • Verfasst in Marl

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