Nachtspeicherheizung: Politiker informieren falsch


Dorsten (eib). Dorsten richtet einen ganzen Stadtteil auf die Zukunft aus: Barkenberg. Und doch wird das Ziel nicht erreicht, denn mitten in die Umbaumaßnahmen platzt der Plan der Bundesregierung: Die Abschaffung der Nachtspeicherheizungen. Am 27. Mai wird das Kabinett den Entwurf verabschieden. Doch welche Auswirkungen hat er für Barkenberg?

Bei den Bundestagsabgeordneten hat „die Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen“ offensichtlich für viel Verwirrung gesorgt. So fordert Philipp Mißfelder (CDU), es dürften Nachtspeicheröfen „nur dann außer Betrieb genommen werden, wenn die zu erwartende Kosteneinsparung durch eine neue Heizung innerhalb einer angemessenen First zu erwirtschaften seien“.

Er rennt offene Türen ein. Genau das steht schon wörtlich im Gesetzentwurf: Die Pflicht zur Aufgabe der Nachspeicheröfen entfällt, wenn „die erforderlichen Aufwendungen … auch bei Inanspruchnahme möglicher Fördermittel nicht innerhalb angemessener Frist durch die eintretenden Einsparungen erwirtschaftet werden können.“

Ähnlich schlecht informiert ist der Bundestagsabgeordnete Dieter Grasedieck (SPD). Er habe einen Briefwechsel und Gespräche mit dem Bundesumweltministerium geführt. Auf Nachfrage des SONNTAGSBLATTES erklärte das Ministerium, überhaupt nicht zuständig zu sein. Die Behauptung von Grasedieck, „der Betreiber der Nachtspeicherheizung (sei) für die Nachrüstung verantwortlich, nicht der einzelne Wohnungseigentümer“ wurde vom Umwelt- wie vom (zuständigen) Bau-Ministerium als falsch zurückgewiesen: Der Wohnungseigentümer ist natürlich verantwortlich.

Grasedieck sieht in seiner „guten Nachricht einen Erfolg“ und will nicht locker lassen. Er wird sich beeilen müssen, nächste Woche wird entschieden; Mißfelder kündigte an, er wolle sich am 7. Juni in Wulfen informieren. Dann ist alles längst vorbei.

Auch die Sorge des Dorstener Bürgermeister Lambert Lütkenhorst geht mindestens in einem Punkt übers Ziel hinaus: Zahlreiche Einfamilienhäuser in Wulfen müssten rechtzeitig umgerüstet werden, erklärte er im Haupt- und Finanzausschuss. Dem ist nicht so: Es geht nur um Häuser mit mehr als fünf Wohneinheiten (Grasedieck hatte noch von fünf und mehr Einheiten gesprochen). Es geht überhaupt nicht um Einfamilienhäuser!

Lütkenhorst hat angekündigt, der Energiebeirat werde sich des Problems annehmen „und sicherlich auch Lösungsvorschläge erarbeiten“. Die Stadt wolle sich gleichzeitig bemühen, Mittel aus dem Förderkonzept „Grundlagenforschung Energie 2020+“ im Rahmen des „Wettbewerbs Energieeffiziente Stadt“ zu erhalten.

In den 60er und 70er Jahren hätten Nachtspeicher-Heizungsanlagen „als umweltfreundlich, bequem und zukunftsweisen gegolten“, schreibt die Stadt. Zumindest dieser Aussage kann in der aktuellen Diskussion nicht widersprochen werden.

Samstag, 24. Mai 2008, 13:36 • Verfasst in Dorsten

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