Herr Schmidt fährt Linie
Bei der Vestischen sitzt auch mal der Chef am Steuer
Martin Schmidt – Chef der Vestischen – am Steuer des 18 Metern langen Gelenkbusses der Linie SB25.
Vest. Bus statt Büro und Fahrscheindrucker statt Laptop: Geschäftsführer Martin Schmidt hat die Vestische in der vergangenen Woche im Wortsinn gelenkt: am Steuer des SB25 beförderte er Fahrgäste zwischen Recklinghausen, Marl und Dorsten.
„Ich wollte den Berufsalltag unserer Fahrerinnen und Fahrer hautnah kennenlernen”, sagt Schmidt. „Nach fünf Tagen kann ich nun noch besser einschätzen, welche Herausforderungen sie stemmen und wie sich der Kontakt zu Fahrgästen gestaltet. Nämlich zum Glück meistens freundlich und verständnisvoll.“ Aber aus den regelmäßigen Sprechstunden mit Fahrerinnen und Fahrern kennt Schmidt auch andere Geschichten von Diskussionen bis hin zu Pöbeleien.
Eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeitenden, die ihre ganze Konzentration eigentlich für den Straßenverkehr benötigen. „Ich habe erlebt, wie stressig es sein kann, auf vollen Straßen unterwegs zu sein und den Fahrplan einzuhalten“ berichtet Schmidt. „Wie ärgerlich es ist, wenn ein Auto eine Haltestelle blockiert und eine Mutter mit Kinderwagen nicht vernünftig aussteigen kann. Das kostet Zeit und Nerven.“
Der 63-Jährige, seit 2002 Geschäftsführer des Nahverkehrsunternehmens, hatte im Frühjahr den Klasse D-Führerschein und alle weiteren Prüfungen absolviert und war anschließend intern für den anspruchsvollen Linienverkehr der Vestischen geschult worden.
Seine Erfahrungen werden Schmidt nun im Austausch mit den weiteren Mitgliedern der Geschäftsführung helfen. Und er möchte sie nutzen, wenn es um Maßnahmen geht, dem Fachkräftemangel zu begegnen: „Wir müssen den Menschen in unserer Region weiterhin zuverlässig Mobilität bieten. Das geht nur mit vielen neuen Fahrerinnen und Fahrern. Dafür müssen wir als attraktiver Arbeitgeber sichtbar sein und zeigen, dass wir uns um unsere Mitarbeitenden kümmern und dass wir wissen, was sie bewegt.“
Aus diesem Grund absolvieren bis Ende des Jahres auch alle Mitarbeitenden der Vestischen ohne direkten Kundenkontakt einen Servicetag, an dem sie im gesamten Bedienungsgebiet unterwegs sein und ebenfalls wertvolle Erfahrungen sammeln werden. Anders als der Chef allerdings als Fahrgäste – und nicht am Steuer eines 18 Metern langen und 21 Tonnen schweren Gelenkbusses.
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