Bild: Karl-Heinz Dargel ohne politische Heimat.

Marl. Noch nie war es so schwer, in Marl Politik zu machen. Der Stadtrat ist jetzt zersplittert in neun Fraktionen, nachdem die CDU den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz Dargel zunächst kaltstellte und dieser daraufhin Fraktion und Partei verlassen hat. Inzwischen hat er mit Manfred Langenkamp eine neue Fraktion gegründet: „Fokus Marl“.

Im Rat saß der 71-Jährige immer in der ersten Reihe, seit 33 Jahren war er in der Marler CDU. Seitdem Thomas Terhorst seinen Führungsstil als Parteivorsitzender praktiziert, knirschte es. Vor Monaten verließ Manfred Langenkamp die Fraktion. Angelika Dornebeck (stellvertretende Bürgermeisterin) gab ihr Amt als stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende ab, im Februar machte das auch Karl-Heinz Dargel. Werner Müller (sachkundiger Bürger) trat aus der Partei aus.

Hintergrund sind offensichtlich persönliche Anfeindungen. Dargel sah sich ausgegrenzt, als er zunächst auf einem CDU-Sommerfest ausdrücklich ausgeladen wurde. Müller erhielt (inzwischen Ex-Mitglied) für den Neujahrsempfang der CDU ein Hausverbot.

Bei der Wahl zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden erhielt Dargel nur eine Stimme und flog raus. Danach bekam er keine Informationen mehr. Als auch im Ortsverband Drewer-Nord, der politischen „Heimat“ Dargels, ein neuer Vorstand nun ohne Dargel gewählt wurde, zog er die Konsequenzen.

Damit stellte die CDU einen Mann kalt, der 13 Jahre lang Fraktionsvorsitzender war und acht Jahr stellvertretender Bürgermeister. Zwölf Jahre leitete er den Kulturausschuss. Er war Kreistagsmitglied und erhielt für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.

Die „offene Demontage“ trifft den passionierten Politiker tief. Obwohl es drei Runden gab, in dem Terhorst und Dargel „aufeinander zugehen“ wollten, habe er nur „Eisesstille“ empfunden. Terhorst dagegen hofft, dass sich Dargel „besinnt“ und zur CDU zurückfindet.

Das hat sich inzwischen zerschlagen. Dargel und Langenkamp, die beide ihre Ratsmandate behalten haben, haben die Bildung einer Zwei-Mann-Fraktion „Fokus Marl“ angekündigt. Werner Müller wird sie als Geschäftsführer unterstützen.

Seine Funktion als Vorsitzender des Kulturausschusses wird Dargel wohl verlieren. Stattdessen engagiert er sich dafür, die Bergbautradition als kulturelles Erbe in der Stadt zu betonen und Erinnerungspunkte entlang der bestehenden Bergbautrassen und neuer Verbindungswege zu schaffen.

Nunmehr besteht der Marler Rat aus: SPD, CDU, FDP, „Bündnisgrüne“ und „Wählergemeinschaft die Grünen“, AfD, „Bündnis Deutschland – Bürgerfraktion“, „Fraktion für Marl“ und „Fokus Marl“. Dazu kommen Einzelratsmandate von Claudia Flaisch (Die Linke) sowie des parteilosen Karsten Scholz-Weigl (ehemals „Die Partei“).