Startschuss für die Sanierung des Rathauses

Marl. Die Stadt erwartet sich zusätzliche Impulse für die Stadtentwicklung und für private Investitionen und schaut nach vorn: Mit der Aufstellung des Bauschildes hat die Stadt Marl heute den Startschuss für die Bauarbeiten zur Sanierung ihres Rathauses gegeben. Die 70 Millionen Euro schwere Runderneuerung des denkmalgeschützten Gebäudes aus den 1960er Jahren ist das Herzstück eines umfassenden Handlungskonzeptes, mit dem Marl in den kommenden Jahren auch das Stadtzentrum baulich erneuern will.

„Wir freuen uns, dass wir nach intensiver und sorgsamer Vorbereitung mit der Sanierung unseres Rathauses beginnen können“, sagt Bürgermeister Werner Arndt zur Aufstellung des Bauschildes. Das Rathaus sei „das Wahrzeichen unserer Stadt“ und stehe für die „Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg in Marl und der Region“. Arndt: „Die Sanierung ist eine Investition von regionaler Bedeutung und ein ermutigendes Signal für einen viel versprechenden Aufbruch in schwierigen Zeiten“.

Zahn der Zeit hinterlässt sichtbare Spuren

Das Rathaus bildet den Mittelpunkt des Marler Stadtzentrums, das in den 1960er nd 70er Jahren „auf der grünen Wiese“ entstand, und sorgte international für Schlagzeilen. Die niederländischen Architekten Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Berend Bakema hatten ein Ensemble aus mehreren Elementen entworfen, bestehend aus dem repräsentativen Sitzungstrakt als Ort der Begegnung von Politik und Bürgerschaft, dem Zentralgebäude für bürgernahe Dienstleistungen sowie aus vier Türmen, von denen aber nur zwei gebaut wurden. Das Marler Rathaus gilt bis heute als „Symbol demokratischer Baukultur“.

In den vergangenen Jahren hat der Zahn der Zeit unermüdlich an der „kühnen Konstruktion aus Stahlbeton“ genagt und deutliche Spuren an den Fassaden und im Innern hinterlassen. Die Situation war für Gäste wie Beschäftigte kaum noch zumutbar. Im Oktober 2015 fasste der Rat der Stadt Marl nach intensiver Diskussion den Grundsatzbeschluss zur Sanierung..

Runderneuerung bis aufs Skelett

Vor fast 60 Jahren: Das Marler Rathaus im Bau. Vorne die heutige Josefa-Lazuga-Straße, vom Maler Stern ist noch nichts zu sehen. Rechts oben das schon längst nicht mehr existierende Hallenbad.

Ab November werden nun – 60 Jahre nach der Grundsteinlegung am 10. November 1960 – zunächst das Zentralgebäude und die beiden Türme saniert. Betonelemente werden saniert, Fenster sowie die komplette Elektrik und Technik sowie die Heizungsanlage nach aktuellen energetischen Standards erneuert. Zirka 4.500 qm Böden, zirka 9.700 qm Decken und ungefähr 500 Türen werden ersetzt, 11.300 qm Wände neu erstellt. Hinzu kommen Gerüste im Umfang von 7.800 qm. Die beiden Rathaustürme, die – als erste Bauten ihrer Art in der Bundesrepublik Deutschland – als Hängehochhäuser errichtet wurden, werden komplett entkernt. Nach Entfernung der Fenster und der Außenfassade werden nur noch die tragenden Gebäudeelemente und die beton-ummantelten Stahlbänder der Hängekonstruktion als Skelett in den Himmel ragen – wie damals beim Bau der Türme.

Für die Sanierung der hochwertigen Marmorwände, Wandmosaiken, Holzvertäfelungen und Beleuchtungen im Innern mussten spezielle Lösungen gefunden werden, um den Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht zu werden. „Alle Maßnahmen werden eng mit den Denkmalbehörden abgestimmt“, berichtet Baudezernentin Andrea Baudek. „Wir sind in einem permanenten und konstruktiven Austausch mit dem Denkmalschutz“.

Das Skulpturenmuseum Glaskasten wird in einer nur wenige 100 Meter entfernten ehemaligen Schule neue Räume finden. Dort entsteht das – nach dem ehemaligen Stadtplaner Günther Marschall benannte – kulturelle Begegnungs- und Erlebniszentrum Marschall 66, in dem auch die Stadtbibliothek neue Räume finden und die insel-VHS und die städtische Musikschule ausgewählte Angebote unterbreiten werden.

Minutiöse Planung

Für die Sanierung des Rathauses hat die Stadt die international erfahrene Planungsgesellschaft HPP als Generalunternehmung gewonnen, die das Vorhaben gemeinsam mit dem Planungs- und Organisationsteam der Verwaltung minutiös geplant hat. Art und Umfang der Maßnahmen mussten festgelegt, die einzelnen Gewerke klassifiziert und Leistungsverzeichnisse für die bundes- und europaweite Ausschreibung erstellt werden. Für die verlässliche Kostenberechnung war u.a. eine Etage im Rathausturm I für Probebohrungen und Untersuchungen der Bausubstanz freigezogen worden.

Für die Sanierung des Rathauses wurden bisher mehr als 10 Mio. Euro Bundes- und Landesmittel aus dem Stadterneuerungsprogramm bewilligt. Weitere Zuwendungen sind in Aussicht gestellt. Damit die Gesamtkosten von zirka 70 Mio. Euro nicht aus dem Ruder laufen, hat die Stadt drei Kontrollebenen eingezogen. Mit dem Controlling wurde die Firma BOS Projektmanagement GmbH beauftragt. Darüber hinaus kontrollieren die Controlling-Abteilungen des Generalunternehmers die Kostenentwicklung penibel. Auch das Rechnungsprüfungsamt der Stadt wurde über seine originären Aufgaben hinaus mit einem umfangreichen Projektcontrolling betraut.

Donnerstag, 29. Oktober 2020, 15:56 • Verfasst in Marl

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