Bürger sollen über Rathaus entscheiden

Marl. Die einen wollen die Sanierungs-Kosten drücken, die anderen einen Neubau: Der Streit um die Zukunft des Marler Rathauses hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Gleich zwei Initiativen wehren sich gegen eine mehr als 70 Millionen Euro teure Sanierung.

Zuerst hatte der stellvertretende Vorsitzende der CDU Lenkerbeck, Peter Papajewski verlangt, dass eine kostengünstigere Alternative gesucht wird. Jetzt hat der Gründer von „Wir für Marl“, Fritz Dechert, eine Gruppe von Mitstreitern um sich gesammelt, die sich gegen die explodierenden Kosten der Rathaussanierung wehren.

Der 1964 eröffnete Repräsentationsbau gilt unter Fachleuten als architektonisches Juwel und viele Marler sehen es als Symbol einer Stadt, die sonst so wenig Vorzeigbares hat. Seit mehr als 20 Jahren wird über eine Sanierung diskutiert, 2015 wurden die Kosten auf 39 Millionen Euro geschätzt, vor wenigen Wochen dann waren es mehr als 70 Millionen. Dazu kommen erhebliche weitere Kosten, die im Zusammenhang mit der Sanierung stehen.

Die Kosten werden diktiert vom Denkmalschutz. Schon zweimal hatte sich der Rat dagegen ausgesprochen, das Rathaus so zu schützen. Die Politiker sorgten sich um zusätzliche Kosten. Doch der Landrat setzte das Gebäude auf die Denkmallisten – sehr zur Zufriedenheit des Bürgermeisters. Die Sanierung ist inzwischen beschlossene Sache, weil es erhebliche Mängel gibt.

Die neue Initiative schlägt einen anderen Weg vor und regt die Sanierung des Sitzungstraktes und einen Neubau nach dem tatsächlichen Raumbedarf an. Standort könnte der Försterbusch oder vor Wohnen-West sein.

Um ihren Vorschlägen Nachdruck zu verleihen, wollen beide Initiativen einen Bürgerentscheid. Um den durchzusetzen, werden 4118 Unterschriften benötigt. Sollte der Rat dem Willen der Initiative nicht folgen, kommt es zu einem Bürgerentscheid, bei dem mindestens 15 Prozent der Wahlberechtigten (10.295) dem Begehren ihre Stimme geben müssen.

Vorher aber ist erst einmal die Verwaltung dran. Sie muss vorlegen, welche Kosten mit den Verlangen der beiden Initiativen verbunden sind. Dann muss detailliert abgeklärt werden, wie genau die Frage an die Bürger lauten soll.

Die Marler Besonderheit: Wie läuft eigentlich eine Abstimmung ab, wenn gleich zwei Initiativen ein Bürgerbegehren startet. Die Juristen in der Stadtverwaltung klären das gerade ab.

Vielleicht kommen die beiden Initiativen bis dahin aber auch zusammen. Man wolle miteinander reden, kündigten sie an.

Samstag, 27. Oktober 2018, 15:00 • Verfasst in Marl

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