Nach 38 Jahren nicht mehr zu retten?

Kreis. Gehört man mit 38 Jahren schon zum alten Eisen? Weg damit, Sanierung lohnt nicht? Das Kreishaus in Recklinghausen, 1980 eröffnet, ist Gegenstand heftigen Streits. Der Landrat will einen Neubau an anderer Stelle, CDU und Linke lehnen das aus Kostengründen ab. In zwei Wochen soll die Entscheidung fallen. Es geht um 150 Millionen (Neubau) bis 234 Millionen (Sanierung nach Bedarf).

Als der Landrat vor einigen Jahren mit der Idee einer „offenen Bürowelt“ aufschlug, war die Skepsis groß: Kein Mitarbeiter mit eigenem Büro und festem Schreibtisch, mit dem Laptop unterm Arm sollten ständig neue Zusammensetzungen möglich sein. Vorteil für den Arbeitgeber: auf dergleichen Fläche konnten so 1260 Beschäftigte arbeiten statt 850.

Zu der neuen Arbeitswelt ist inzwischen ein weiteres Argument für ein neues Kreishaus gekommen: Das Gebäude an der Kurt-Schumacher-Allee ist sanierungsbedürftig: Brandschutz, elektrotechnische Infrastruktur, Lüftung und Bodenbelege sofort, später auch Dach, Fenster, Fassaden und Sanitäranlagen.

Neben dem Landrat-Favoriten (149,2 Mio. bei einem Neubau am Ossenbergweg) wurden Alternativen erarbeitet.

Eine Kernsanierung über zwei bis drei Jahre (154,7 Mio.) bedeutet einen vorübergehenden Umzug der 850 Mitarbeiter in andere Gebäude (oder Container).

Eine Sanierung nach Bedarf (sogenannte „Null-Variante) könnte sich über bis zu 15 Jahre hinziehen, so eine Analyse, und würde bei 234 Mio. liegen. Es wäre die unwirtschaftlichste Lösung.

Für die Suche nach der besten Lösung gab die Verwaltung eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung in Auftrag, die die Pläne des Landrats klar favorisiert.

Die Optimierungsbemühungen des Kreises schlägt bis nach Marl durch. Das Straßenverkehrsamt (Stettiner Straße) soll nach Recklinghausen verlegt werden, es ist mit 170.000 Kundenkontakten die am intensivsten genutzte Behörde. Bei einer Zusammenfassung der Zulassungsstellen hatte sich damals Marl als Zentrale durchgesetzt, damit nicht alle Behörden in Recklinghausen angesiedelt wurden; außerdem lag Marl verkehrsgünstiger. Künftig könnte das Marler Grundstück vermarktet werden.

Ob es zu einem Kreishaus-Neubau kommt, wird am 11. Juni entschieden. Die CDU ist aus Kostengründen schon seit Jahren dagegen und auch die Linke spricht sich für Sanierung aus. Die anderen Fraktionen haben noch nicht öffentlich Stellung bezogen.

Übrigens: Marls Rathaus ist 15 Jahre älter und wird ab 2019 saniert. Es steht unter Denkmalschutz, auf diese Weise wurden Neubau-Diskussionen abgewürgt.

Samstag, 26. Mai 2018, 15:05 • Verfasst in Vest

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