Kreis kauft Wasag-Gelände

Vest. Nach umfassender Beratung hat der Kreis den Kauf des Wasag-Geländes in Haltern zum symbolischen Wert von einem Euro beschlossen. Das 209,4 ha große Grundstück könnte nach einer Aufwertung mindestens 4,25 Mio. Euro bringen.

Der Kreis Recklinghausen trägt die bodenschutzrechtliche Verantwortung für Gefahren, die vom Werksgelände der Sythengrund Wasagchemie ausgehen. Die Verantwortung des Grundstückseigentümers ist auf Grundstückswert (hier: 5,465 Mio. Euro) beschränkt. Die Sanierungsarbeiten werden bei jährlich 300.000 Euro liegen.

1898 hatte auf dem Wasag-Gelände (Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG) eine Sprengstoff-Produktion begonnen, zunächst technische Sprengstoffe für den Bergbau und andere zivile Nutzungen.

Im Ersten Weltkrieg ließ die Kaiserliche Armee dort ab 1916 in großem Umfang Granaten und Bomben herstellen. Danach wurden die Kriegsproduktionsstätten dem Erdboden gleichgemacht. Zwischen den Weltkriegen wurde die Produktion von zivilen und Bergbau-Sprengstoffen fortgeführt.

Im Zweiten Weltkrieg gab es durch die Wehrmacht eine erneute Erweiterung auf eine Produktion kriegswichtiger Sprengstoffe, bis zu 3.000 Zwangsarbeiter wurden eingesetzt. Nach dem Krieg wurden erneut die kriegswirtschaftlichen Anlagen abgerissen. Die Produktion von Sprengstoffen für den zivilen Bereich wie den Bergbau wurde fortgeführt.

Erst 1991 erfuhr der Kreis von möglichen Sprengstoffrückstände im Boden. Als Verursacher kommen die Kaiserliche Armee, die Wehrmacht und die Alliierten in Frage. Anhaltspunkte, dass bei der zivilen Produktion signifikante Bodenverunreinigungen stattgefunden haben, gibt es nicht.

Rechtliche Prüfungen ergaben, dass ausschließlich der heutige Eigentümer als „Zustandsstörer“ Adressat für mögliche Ansprüche ist. Dies ist seit 1976 die Sythengrund Wasagchemie Grundstücksverwertungs-gesellschaft Haltern mbH.

Anfang der 1990er-Jahre war das Ausmaß des Schadens nicht bekannt. Nach Berechnungen von Gelsenwasser können die ersten Schadstoffe den Halterner Stausee im Jahr 2050 erreichen.

2009 wurde ein deutlicher Anstieg der Schadstoff-Konzentration festgestellt. Inzwischen sind ca. 1.300 Haushalte von Einschränkungen betroffen.

Mit dem Grundstückkauf sichert sich der Kreis auch wertvolle Moor- und Waldflächen.

Samstag, 25. Juni 2016, 11:02 • Verfasst in Vest

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