Islamistischer Attentäter aus RE war Einzelgänger

Keine Hinweise auf islamistisches Netzwerk – Tunesier hieß Tarek Belgacem

Recklinghausen. „Es gibt keine Hinweise auf ein islamistisches Netzwerk in Recklinghausen. Der in Paris am 7. Januar vor einer Polizeistation erschossene Täter hat als Einzeltäter gehandelt“, fasste der Direktor des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (LKA NRW), Uwe Jacob, heute in Düsseldorf das Ergebnis der Ermittlungen der letzten zwei Wochen zusammen. Der Mann hatte zeitweise in Recklinghausen gelebt und hieß mit großer Wahrscheinlichkeit Tarek Belgacem.

Er wurde am 28. März 1991 in Tunesien geboren. Wie von uns berichtet, durchsuchten LKA-Ermittler heute Morgen erneut Wohnräume in Flüchtlingsunterkünften in Recklinghausen. Gleichzeitig führte die Polizei Recklinghausen mit dem Ausländeramt Recklinghausen umfassende Personalienfeststellungen aller in der Unterkunft befindlichen Personen durch. „Hinweise auf weitere Anschläge haben wir nicht feststellen können“. so der LKA-Chef weiter.

Zur Identifizierung des Mannes führte der Abgleich von Fingerabdrücken. Untermauert wird die Identifizierung durch die Tatsache, dass er 2011von Rumänien unter diesen Personaldaten nach Tunesien abgeschoben und dort auch aufgenommen wurde. Mit sehr großem personellem Aufwand haben Ermittler des LKA NRW in den letzten Tagen rund um die Uhr den Werdegang und insbesondere die Reisewege des Täters nachvollzogen.

„Wir wissen heute, dass der erschossene Attentäter seit 2011 in sieben europäischen Staaten Asylanträge gestellt hatte“, so Jacob weiter. Seine Einreise in die EU erfolgte 2011 nach Rumänien. Dort und anschließend in Österreich, Italien, Luxemburg, der Schweiz, Deutschland und Schweden stellte er Asylanträge. Für die Zeit seines Aufenthaltes in der EU und insbesondere seit seiner Einreise 2013 nach Deutschland, benutzte er insgesamt 20 zum Teil ähnliche Identitäten. Alle von ihm benutzten „Andere Personalien“ führten in den deutschen polizeilichen Datensystemen immer auf dieselbe Person mit dem Namen Walid Salihi, sobald eine erkennungsdienstlichen Behandlung erfolgte.

Die Ermittler des LKA NRW haben den Aufenthalt der getöteten Person in Deutschland wie ein Mosaik aus vielen kleinen Informationen und Erkenntnissen zusammengesetzt. So haben die LKA-Ermittler zwei Ermittlungsverfahren aufgrund anonymer Hinweise auf die Person des späteren Attentäters an die Polizei Recklinghausen aus dem letzten Jahr erneut betrachtet und ausgewertet.

Hier hatte die Polizei Recklinghausen bereits sehr umfassend und akribisch gearbeitet. Bei einer Durchsuchung konnte damals eine Gaswaffe sichergestellt werden. Zusätzlich stellten die Beamten eine aufgemalte IS-Fahne an einer Wand in seinem Zimmer fest. Der polizeiliche Staatsschutz wertete ein sichergestelltes Handy aus und leitete ein Strafverfahren ein. Auf dem Handy befanden sich zwar IS-typische Bilder und Fotos von Osama Bin Laden, jedoch keine Gewalt- oder Gräuelvideos. Die gefundenen Bilder und Videos stammten aus öffentlich zugänglichen Internetquellen.

Freitag, 22. Januar 2016, 16:40 • Verfasst in Recklinghausen

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