Bischof Genn: „Auch ich kann keine Antwort geben“


Bild: Vor einem Podest mit 150 Kerzen, die für die Absturzopfer brannten, sprach Bischof Dr. Felix Genn beim ersten Jugendgebetsabend 2015 über den Umgang mit Leid und Schuld.

Münster/Haltern. Ganz unter dem Eindruck des Absturzes der Germanwings-Maschine in Frankreich hat der erste Jugendgebetsabend 2015 am 27. März in der Münsterschen Jugendkirche effata[!] gestanden: 150 brennende Kerzen, für jeden Toten eine, standen um ein Kreuz auf einem Podest im Altarraum. Bischof Dr. Felix Genn betete zusammen mit 120 Jugendlichen und jungen Erwachsenen für die Verstorbenen, ihre Familien und Freunde.

„Ich habe die Tränen der Jugendlichen gesehen“, berichtete der Bischof, der am Vormittag am Gedenkgottesdienst für die 16 Halterner Schüler und ihre zwei Lehrerinnen teilgenommen hatte, „es nimmt mir den Atem, wenn ich an den Flugzeugabsturz denke.“ Er habe sich Fragen gestellt: ‚Wie gehe ich mit diesem Leid um?‘ Und: ‚Wie gehe ich mit der Schuld um?‘ Wörtlich führ Genn fort: „Wir beten im Vater unser: ‚Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.‘ – Bei diesen Worten musste ich an die Eltern der Verstorbenen denken: was denken sie, wenn sie das beten, angesichts der unbegreiflichen Tat des Kopiloten?“

Und doch sei es wichtig, sich dem Unbegreiflichen zu stellen, auch wenn es schwer falle. Dann ging das Münstersche Kirchenoberhaupt auf den Kreuzweg Jesu ein. Genn erinnerte daran, dass Menschen dem zum Tod am Kreuz Verurteilten freiwillig beigestanden hätten. Auch heute gäbe es solche Menschen, die da seien, wenn sie gebraucht würden, lobte der Bischof: „Ich habe den vielen Helfern und Helferinnen, den Seelsorgern gedankt, die den Eltern und Freunden in dieser schweren Zeit beistehen, die einfach da sind, das Leid, die Trauer aushalten und mit den Menschen weinen“.

Genn räumte ein: „Ich kann auch keine Antwort geben auf die Frage nach dem Warum, auch wenn einige das von mir als Bischof erwarten“. Ihm helfe sein Gottvertrauen in Situationen, in denen Worte ihre Kraft verlören.

Am 17. April soll im Kölner Dom mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt der Opfer gedacht werden. In Haltern am See, wo um 16 Schüler und zwei Lehrerinnen getrauert wird, soll es am Mittwoch einen öffentlichen Gottesdienst geben.
Ein wichtiger Beitrag zur Klärung des Airbus-Absturzes in Frankreich bleibt auch sieben Tage nach dem Unglück verschollen: Die Bergungskräfte suchen den zweiten Flugschreiber weiterhin im ausgedehnten Trümmerfeld der französischen Alpen.

Montag, 30. März 2015, 13:28 • Verfasst in Vest

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