Wirbel um AV-Betriebsrat

Marl. Seit 110 Jahren wird auf Auguste Victoria Kohle gefördert. Und es gab manch dramatische Situation. Jetzt, im letzten Jahr, wird die Geschichte noch einmal um einen kuriosen Streit bereichert. Der Betriebsrat tritt zurück wegen Unstimmigkeiten bei den Wahlen.

Auslöser ist das tiefsitzende Zerwürfnis zwischen der Berufsgewerkschaft DHV im Christlichen Gewerkschaftsbund einerseits und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) andererseits. Bei den Betriebsratswahlen im März 2014 holte die IGBCE 21, der Christliche Gewerkschaftsbund (angetreten unter „Wir-Liste“) einen Sitz.

Dann waren da aber noch die Stimmzettel, die überraschend in einem Papiercontainer gefunden wurden. Mit ihnen hätte die „Wir-Liste“ vier Sitze geholt. Prompt landete vor dem Arbeitsgericht Herne eine Wahlanfechtungsklage.

Der AV-Betriebsrat (als Beklagte) wandte ein: Ein Teil der gefundenen Stimmzettel weiche von den verwendeten Formularen ab, was für eine Fälschung spreche.

Und dann war da noch ein ehemaliger Bergmann, der sich auf der „Wir-Liste“ als Kandidat eintragen ließ, obwohl er gar nicht mehr auf der Zeche war. Die Liste wurde für ungültig erklärt, doch noch rechtzeitig konnte eine neue aufgestellt werden. War es ein Versuch, die IGBCE-Konkurrenz unwählbar zu machen?

Die Merkwürdigkeiten führten dazu, dass das Arbeitsgericht Herne die Wahl für ungültig erklärte, deshalb jetzt die Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht in Hamm.

Und hier kam die Überraschung: Der Betriebsrat von AV tritt überraschend freiwillig zurück, im Mai wird erneut gewählt.

Für den Christlichen Gewerkschaftsbund ein Pyrrhus-Sieg. Anfang des Monats wurden 92 AV-Bergleute zum Bottroper Bergwerk Prosper-Haniel verlegt, darunter 15 von 17 Kandidaten der ehemaligen „Wir-Liste“. Aus betriebsbedingten Gründen, wie AV betont.

Samstag, 14. Februar 2015, 15:00 • Verfasst in Marl

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