Blitzen – die reine Abzocke?

Vest. Wenn sich alle Autofahrer korrekt verhalten, dann schaden sie ihrer Stadt! Unglaublich, aber wahr: Der Dorstener Stadtverwaltung verrutscht die Bilanz, weil der städtische Radarwagen deutlich weniger Raser erwischt, als die Verwaltung kalkuliert hat. 320.000 Euro sollen so in die Stadtkasse kommen, in den ersten sechs Monaten waren es aber erst 109.000.

Sollte sich der Trend fortsetzen, dann würde die Geschwindigkeitskontrolle zu einem Zuschussgeschäft. Angesichts leerer Kassen müsste sich dann die Stadt von diesem Kostenfaktor (den Radarwagen teilt sich Dorsten mit Gladbeck) trennen.

Die Einnahmen sind fest eingeplant. Eine fatale Logik, wie die FDP im Rat monierte. Ob denn für Autofahrer nicht auch die Unschuldsvermutung gelte?

Kein Grund für die Autofahrer, auf ihr korrektes Verhalten stolz zu sein. Sie können höchstens stolz darauf sein, dass sie clever sind: Weil sie wissen, wo geblitzt wird, sind sie an solchen Stellen besonders korrekt – anderswo aber nicht.

Und die Stadt kann das Blitzgerät nicht einfach da aufstellen, wo es besonders einträglich ist (oder sein könnte). Denn es gibt eine Anordnung des Ministeriums, den Radarwagen auch dort einzusetzen, wo nicht nach den Dorstener Erfahrungen zu schnell gefahren wird.

Und dann noch der Punkt, der die finanzbewussten Politiker ganz besonders in Rage bringt: Die Blitzstandorte werden vorab bekannt gegeben und verbreiten sich verlässlich in den sozialen Netzwerken. Wer dann noch „reinfällt“, dem ist nicht mehr zu helfen.

Die SPD kündigte an, sie werde sich an das Ministerium wenden. Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) rückte das Anliegen nach vorne, dass eigentlich hinter dem Einsatz der Radarwagen steht: Es gehe um Verkehrssicherheit.

Deshalb wird der Wagen auch nicht abgeschafft. Egal, wie viel er einbringt.

Sonntag, 31. August 2014, 14:30 • Verfasst in Vest

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