Reichlich Stolperfallen bei Energieverträgen

Marl. Dreiste Stromanbieter, dubiose Mahnschreiben oder fragwürdige Finanzsanierungen: Für viele Ratsuchende war die Verbraucherzentrale in Marl auch 2013 als Anlaufstelle erste Wahl. „Leider gibt es noch immer reichlich Stolperfallen für Verbraucher“, so Reint Jan Vos, Leiter der Beratungsstelle. Besonders zu schaffen machte den Bürgern der Umgang mit Unternehmen aus der Energiebranche.

Das bestätigt der Jahresbericht 2013 der Marler Beratungsstelle.

Die meisten Beschwerden und Anfragen (30 Prozent) zählte die Verbraucherberatung im Jahre 2013 im Bereich der Energie. „Viele Verbraucher wechseln jedes Jahr den Stromanbieter, um die Kosten möglichst gering zu halten“, erläutert Reint Jan Vos. Wer jedoch den Wechsel wagt, sieht sich nicht selten mit unerwarteten Kosten, ungeregelten Modalitäten und Fallstricken in Verträgen konfrontiert. „Da werden z.B. zusätzliche Wechselentgelte in Rechnung gestellt, ungenaue Liefertermine für den günstigeren Strom genannt oder schon nach kurzer Zeit Preisänderungen angekündigt“, so Vos.

Ein weiteres Thema im Energiebereich war der Slogan „Verboten günstig“, mit dem der Strom- und Gashändler Flexstrom geworben hatte. Doch spätestens seit dem 12. April 2013 hatte die Werbebotschaft eine neue Bedeutung, denn das Berliner Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Hunderttausenden schuldete der Konzern meist dreistellige Beträge, die Strom- und Gaskunden als Vorauszahlung überwiesen hatten. Die Verbraucherzentrale in Marl half mit rechtlicher Beratung, um Ansprüche geltend zu machen und gab Tipps für den Wechsel zu einem neuen Versorger.

Geld zurück für Kunden

Jüngstes Beispiel: Mit einer Klage gegen unwirksame Preisanpassungsklauseln in den Gassonderkundenverträgen von RWE hat die Verbraucherzentrale 2013 beim Bundesgerichtshof obsiegt. Geld zurück aus ungerechtfertigten Preiserhöhungen erhielten nicht nur die an der Klage beteiligten Marler Kunden, sondern auch die Gaskunden anderer Versorger mit gleichlautenden Klauseln können auf Erstattung pochen.

Ein weiterer Dauerbrenner bleiben Beschwerden im Bereich der Telekommunikation. Doch ungeachtet rechtlicher Verbesserungen gab es 2013 immer noch reichlich Stolperfallen. Mal schoben sich die Anbieter gegenseitig die Verantwortung für die tote Leitung zu, mal wurden Preise nicht deutlich genug angesagt. Nach vermeintlich unverbindlichen Beratungsgesprächen in Telefonläden erhielten Kunden plötzlich Auftragsbestätigungen über neue Telefon-Komplettpakete – mit zusätzlichen Kosten inklusive. Und dies, obwohl jede Einwilligungserklärung oder Unterschrift fehlte.

In der Verbraucherzentrale Marl waren nicht nur Informationen oder kurze Rechtsauskünfte gefragt, sondern insbesondere auch eine umfassende rechtliche Beratung oder Vertretung. Im Jahresrückblick waren vor allem RWE, Vodafone und Extra Energie die Anbieter, die am häufigsten Anlass zu Nachfragen und Beschwerden gaben.

Der Jahresbericht ist unter www.vz-nrw.de/marl-jahresbericht nachzulesen. Eine Papierfassung gibt es in der Beratungsstelle.

Mittwoch, 23. Juli 2014, 9:19 • Verfasst in Marl

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