Jugend bringt Herten zum Beben

Herten. „Ihr bringt Herten zum Leben und zum Beben“, freute sich Bürgermeister Dr. Uli Paetzel bei der 6. Jugendkulturpreisverleihung. In der vollbesetzten Glashaus-Rotunde wurden wieder viele Kinder und Jugendliche für ihr außerordentliches Engagement geehrt. Wissenschaftliche Arbeit, künstlerische Kalendermotive, Pausenchor, Schülerkonferenz, Vampir-Musical – Für all diese Projekte gab es eine Auszeichnung.

„Es ist toll, dass so viele Jugendliche in Herten aktiv sind", sagte Uli Paetzel. „Das bringt Bewegung in die Stadt.". Den Start machte eine Tanzgruppe bestehend aus Zehn- bis 14-jährigen, die die gelernten Schritte präsentierte. Mit waghalsigen Stunts bewiesen Nachwuchs-Traceure, was sie beim Parkour von geübten Sportlern gelernt haben. Durch den Abend führte wieder mit viel Witz und außergewöhnlichem Gesang Moderatorin Lisa Eißing.

Wie aus Fremden Freunde wurden, stellten zwei Schüler des Städtischen Gymnasiums Herten dar. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit haben sich Moritz Reinprecht und Benjamin Ziegs mit den Griechen in Herten beschäftigt. Sie zeigten, wie die Menschen Griechenland verließen, um im Ruhrgebiet eine neue Heimat zu finden. „Die Preisträger bearbeiteten das Thema auf außerordentlichem wissenschaftlichen Niveau, das man eher zehn Jahre älteren Menschen zutraut", hielt Laudator Michael Otta fest. Trotz des wissenschaftlichen Schwerpunkts gingen die menschlichen Schicksale hinter den Daten und Fakten nicht verloren. Dr. Thomas Panagiotidis stand den beiden beratend zur Seite: „Die Energie der beiden Jungs hat mich beeindruckt. So ein Engagement muss belohnt werden."

Wie schön Herten sein kann, bewiesen Schüler der Achtenbeckschule mit ihrem Kalenderprojekt. Die Preisträger nahmen Fotografien verschiedener Orte im Stadtgebiet wie das Rathaus, das Tabakhäuschen oder das Schloss Herten als Vorlage. Mithilfe der Radierung, einem grafischen Tiefdruckverfahren, entstanden tolle Kunstwerke. „Dass Schüler dieser Altersgruppe eine Technik wie die Radierung mit einfachen Hilfsmitteln so gekonnt weiterentwickelt hatten, fand ich fast atemberaubend", so Jurymitglied Marlies Bock.

In der Schulpause singen

„Wie verbringen Sie denn Ihre Pausen?" Mit dieser Frage kündigte Laudatorin Johanna Hölzemann den nächsten Preisträger an: den Pausenchor der Rosa-Parks-Schule. Dreimal wöchentlich treffen sich die Schüler unter der Leitung von Ludger Haumann in den Pausen, um gemeinsam zu singen. Ihr Können bewiesen sie auch direkt bei der Preisverleihung. Mit bekannten Liedern wie „Eternal Flame", aber auch neueren Hits wie „Breaking Free" aus dem Film „High School Musical" überzeugten die Schüler das Publikum im Glashaus dermaßen, dass gleich eine Zugabe gefordert wurde.

In der Goetheschule entscheiden nicht nur die Lehrer über Themen, die die Schule betreffen. Hier diskutieren Kinder in einer Schülerkonferenz. So lernen sie, Verantwortung zu übernehmen und sich für ihre Interessen einzusetzen. „Die Kinder denken durchaus pragmatisch", erklärte Schulleiterin Susanne Rinke und nennt direkt ein Beispiel: „Die Schüler wollten ein Fußballfeld mit Kunstrasen. Nach einigen Überlegungen haben sie aber erkannt, dass das Vorhaben viel zu teuer wäre und zusätzlich den Fluchtweg versperren würde." Die Schülerkonferenz fand schnell einen Kompromiss und zeigte damit, dass das Projekt funktioniert.

Auch das Musicalprojekt der Erich-Klausener-Schule „Vampire mit Herz und Biss" erhielt den Jugendkulturpreis. Den Titel fand Jurymitglied Freia Lukat sehr passend: „Die Schüler, Eltern und Lehrer waren alle mit Herz und Biss dabei." Sie selbst saß schon bei einer Aufführung des Musicals im Publikum und berichtete bei der Preisverleihung begeistert von diesem Erlebnis. Dass diese Begeisterung gerechtfertigt ist, bewies die Gruppe im Anschluss. Mit schaurigen Kostümen, gruseligen Requisiten und beeindruckenden Gesangsleistungen gaben die Darsteller eine Kostprobe ihres Programms.

Barbara Keimer, ehemalige Lehrerin am Städtischen Gymnasium Herten, erhielt den Sonderpreis für ihr außergewöhnliches Engagement für Kinder und Jugendliche. „Barbara Keimer hat 30 Jahre lang die Stadt geprägt", so Laudator Dr. Uli Paetzel. Denn sie sei mehr als nur eine Lehrerin gewesen. Uli Paetzel erinnerte an die berufsvorbereitende Woche, die Barbara Keimer regelmäßig organisiert hat. Hier stellten ehemalige Schüler ihre Berufe oder ihr Studium vor. Gleichzeitig ging Barbara Keimer immer aktiv gegen Rechtsextremismus vor, veranstaltete gemeinsam mit ihrem ehemaligen Kollegen Gerd Kuhlke Gedenkaktionen oder Fahrten nach Auschwitz. „Als ich nach Herten kam, war ich beeindruckt von der aktiven Kinder- und Jugendarbeit", berichtete die Preisträgerin. „Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt, denn Kinderlärm ist Zukunftsmusik."

Sonntag, 17. November 2013, 15:00 • Verfasst in Herten

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