Pöbelei nervt die Verwaltungsspitze

Marl. Was muss man sich eigentlich alles gefallen lassen? Pöstchenjäger? Gernegroß? Absolute Versager? Kofferträger? Diese Schmähungen lässt ein anonymer Schreiber im Internet gegen Spitzenbeamte im Marler Rathaus los. Besonders im Visier ist der Leiter des Hauptamtes und des Kulturamtes, Klaus-Peter Lauche (Bild).

Die Behauptungen, die der anonyme Schreiber auf der Internetseite der Marler Zeitung zu seiner Arbeit veröffentlicht, seien auch sachlich falsch, beklagte Lauche bereits vor Monaten und wollte von der Zeitung wissen, wer denn der Schreiber sei.

„Trickreich“, „gierig nach Pressepräsenz“, „Alleskönner“, „Gernegroß“, „Pöstchenjäger“ oder „Fachmann für alles“, der „keine Ahnung von nichts“ habe – das sei der Leitende Stadtverwaltungsdirektor Klaus Peter Lauche. Für die Schuldezernentin Dr. Barbara Duka hatte der Schreiber die Bemerkungen „absolutes Versagen“, „stümperhafte Kommunikation“, Bürgermeister Werner Arndt nannte er „Kofferträger des Bundestagsabgeordneten“.

Inzwischen hat der Bürgermeister im Namen der Stadt Strafanzeige wegen Beleidigung gegen Unbekannt erstattet. Der Marler Rechtsanwalt Dr. Norbert Drees (der die Stadt vertritt) vermutet, dass es sich bei dem Schreiber um einen Insider aus der Marler Stadtverwaltung handelt, der mit seiner Kritik die Grenzen der Strafbarkeit überschritten hat. „Während Politiker es sich gefallen lassen müssen, dass sie in der Kritik auch mal hart angefasst werden, trifft das für Beamte nicht zu. Sie teilen nicht aus, also müsse sich auch nichts einstecken.“

Das Amtsgericht Essen hat die Marler Zeitung aufgefordert, die Anschlusskennung des Schreibers herauszugeben, unter der dieser seine Kritik im Onlineforum veröffentlich hatte.

Bislang hatte sich die Zeitung geweigert – mit Hinweis auf den Datenschutz. Beiträge würden dort nur gelöscht, wenn sie aus der Sicht der Zeitung einen Straftatbestand erfüllen.

Spekulationen, das Rätselraten um den Schmähkritiker, der sich hinter dem Decknamen „thinkpositiv“ (denk positiv) verbirgt, könne schon bald beendet sein, sind allerdings verfrüht. Zwar gibt es starke Vermutungen, wer der Schreiber ist, aber der Anschluss alleine sei lediglich der Beweis, woher die Kritik kommt. Und nicht, wer sie geschrieben hat.

Die Bürgerliste Wir für Marl hat den Bürgermeister um einen Bericht im Rat gebeten; „In der Öffentlichkeit kursiert das hartnäckige Gerücht, dass es sich bei der unbekannten Person um einen leitenden Mitarbeiter handeln soll.“

Samstag, 31. August 2013, 15:10 • Verfasst in Marl

Keine Kommentare


Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen eingeloggt sein um einen Kommentar zu hinterlassen.