Bild: Feiern 1905: Abiturienten schleppen im Triumphzug einen Elefantenzahn aus der Kamerunsammlung des Großwildjägers von Cloedt zum Petrinum (damals neben dem Franziskanerkloster). Im Gegenverkehr wird Gülle wegtransportiert, eine Abwasserkanalisation gab es erst ab 1908).

Dorsten. Mehr als 1000 Gäste, Kosten von über 50.000 Euro – das sind Eckpunkte, wenn Dorstens Jugend Abitur feiert. In diesem Jahr wurde es besonders groß: Zwei Doppeljahrgänge des Petrinums und von St. Ursula jubelten über das erfolgreiche Schulende.

Rückblick: Ein Dutzend Schüler ließen sich auf dem Leiterwagen, von einem Trecker gezogen, zu den Wohnungen ihrer Lehrer bringen. Ein Ständchen, ein Schnaps, dann ging es weiter. Und am Ende verbrannten sie auf dem Marktplatz ihre Schulbücher. Auf der offiziellen Abiturfeier gab es eine Dankesrede auf Latein – so ging es vor 50 Jahren in Dorsten zu, wenn Abitur gefeiert wurde.

Heute ist das ein gesellschaftliches Großereignis mit zweijähriger Vorbereitungszeit mit Komitees und Mottowochen, Vorfeiern und juristischer Beratung.

Die St.-Ursula-Abiturienten (230) hatten schon vor zwei Jahren die Essener Gruga-Halle ins Auge gefasst, wo nun mit rund 1200 Gästen gefeiert wurd. Hallenmiete, DJ, Buffet – da waren bald mehr als 50.000 Euro Kosten erreicht.

Die beiden Abiturjahrgänge (G8 und G9) des Gymnasiums Petrinum hatten den La-Ola-Club in der Schalke-Arena gemietet. Dafür musste die Gäste-Zahl auf 1000 begrenzt werden. Borussia-Anhänger hatten keine Einwände gegen die Ortswahl.

In einem Punkt nähern sich die Abiturienten von heute denen von 1963: Festliche Kleidung ist gefragt. Damals war zur Zeugnisübergabe der dunkle Anzug angesagt, heute haben sich die Modehäuser gar auf diese Feier-Situation eingestellt. Für den Festabend gibt es selbstverständlich Ballkleider.

In drei Monaten geht es für manche Abiturienten knallhart weiter. Ein fröhliches Studentenleben hat keinen Platz wird zwischen Pflicht-Vorlesungen, Klausuren, Kolloquien und Praktika. Da erscheint die Schulzeit als die leichtere Zeit.