Marl. Die Politiker protestieren, argumentieren mit Psychiatrie und Psychologie gegen einen Forensik-Standort auf dem früheren Zechengelände Haltern 1/2. Doch die Fachleute haben sie nicht hinter sich: Die Haardklinik (Kinder- und Jugendpsychiatrie) sieht keine Probleme mit einer Forensischen Klinik, 1180 Meter Luftlinie entfernt.

„Die Betriebsleitung der Klinik in Sinsen und der Landschaftsverband sieht die Nähe eines möglichen Forensik-Standortes zur unserer Kinder- und Jugendklinik nicht als problematisch“, erklärt Peter Eltrop, kaufmännischer Direktor der Einrichtung.

Eltrop verweist auf langjährige Erfahrungen. Er ist selber auch noch kaufmännischer Direktor der Kinder- und Jugendklinik in Dortmund-Applerbeck, die unmittelbar an eine forensische Klinik grenzt. „Wir haben hohe Behandlungs- und Sicherheitsstandards“. Eine Nachbarschaft der beiden Einrichtungen könne kein Hindernis sein.

Der Marler Rat, in dem keine Fachleute sitzen, sieht das größtenteils anders. Ohne Rücksprache mit der Klinik schreibt der Rat (nur die Bürgerliste Wir für Marl machte nicht mit), das es „inakzeptabel und sicher allein schon aus psychologischer und psychiatrischer Sicht nicht miteinander verträglich“ sei. Auch in einem anderen Punkt überschätzt der Rat seine Fähigkeiten: Die Forensik dürfe nicht in „Sicht- und Rufweite“ untergebracht werden. Tatsächlich ist der mögliche Standort 1180 Meter entfernt.

„Wenn Haltern 1/2 Forensik-Standort würde, hätten wir damit kein Problem“, sagt Peter Eltrop. Im Gegenteil. Denkbar wäre, dass beide Kliniken gemeinsam bewirtschaftet und verwaltet würden. Was auf der einen Seite den heutigen Standort sichern und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen würde. Und gerade Arbeitsplätze sind in der Region immer ein gewichtiges Argument.

Demnächst wird sich Peter Eltrop mit den Bürgermeistern von Haltern und Marl unterhalten. In diesem Sommer will die Landesregierung entscheiden, wo neue forensische Kliniken gebaut werden.

Marl Politiker haben sich nicht sachkundig gemacht, aber schon eine Meinung: „Dieser Standort [ist] von allen der denkbar schlechteste.“