Marl hat auch eine französische Seite

Marl. Sonne, Entspannung, Wein und alte Gemäuer – so kann Marl sein. Der völlig überschuldeten Chemiestadt gehört nämlich ein romantischer Fleck in der französischen Provence. Der Ort heißt La Begude und ist als Ferienziel völlig in Vergessenheit geraten. Hier ist die Stadt hälftiger Miteigentümer eines traumhaften Domizils.

In der Vermögensaufstellung ist das Anwesen nicht zu finden - obwohl Marl als Eigentümer im französischen Grundbuch steht. Auch im 250-seitigen Beteiligungsbericht der Stadt findet sich kein Hinweis – obwohl Marl Teilhaber der Gesellschaft ist, die die Räumlichkeiten vermarktet: Neun Zimmer über drei Etagen, diverse Veranstaltungsräume.

Die Ursprünge der Beziehung sind typisch marlerisch, nämlich unglaublich. In den 1960er Jahren soll der Sohn des damaligen Bürgermeisters, Udo Heiland, auf Klassenfahrt mit der Odenwaldschule in La Begude gewesen sein. Er schwärmte seinem Vater Rudi Heiland vor, der soll dann für kleines städtisches Geld in das Anwesen eingestiegen sein.

Dann machten Oberstufenschüler ihre Klassenfahrt nach Frankreich, die VHS bot Malkurse dort an, die Feuerwehrjugend machte dort Ferien.

Doch der Kontakt ist weitestgehend in Vergessenheit geraten. 2001 soll es Renovierungsarbeiten gegeben haben, die die Stadt 100.000 Mark kosteten. Wo das Geld damals im städtischen Haushalt verbucht wurde, weiß Baudezernent Wolfgang Seckler auch nicht.

Er hat mittlerweile einen privaten Abstecher gemacht und schwärmt von dem kleinen Ort (1500 Einwohner) und der Einrichtung des Hauses. Klösterliche Schlichtheit, gehobene Jugendherberge, aber mit einem Hauch edler Eleganz.

Das rustikale Gebäude kostet Steuern und ist dennoch kein Verlustbringer. Die Gäste bringen angeblich der Stadt unterm Strich sogar keinen kleinen Gewinn.

Jetzt soll die Beziehung wiederbelebt werden. Vollpension (ab drei Tage) kostet für einen Erwachsenen 44 Euro. Mehr Infos: www.fieflabegude.com

Samstag, 23. März 2013, 15:53 • Verfasst in Marl

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