Peinliches Gezänk um Zwischenrufe im Rat

Marl. Das Schlusswort zur peinlichen Rats-Diskussion sprach Marlis Mell (CDU): „Ich schäme mich, Mitglied des Rates dieser Stadt Marl zu sein.“ Vorausgegangen war eine Beschwerde des SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Wenzel über den Wir-für-Marl-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Dechert. Der habe wieder dazwischengeredet und etwas über seine Familie gesagt.

Dass die beiden Politiker im Rat hintereinander sitzen, ist ein Problem. Wenzel beschwert sich immer wieder beim Bürgermeister, dass sein Hintermann störe. Dechert schimpft, da würden immer wieder beleidigende Äußerungen fallen.

Dass der „Wir“-Chef oft Zwischenbemerkungen macht, ist geradezu sein Markenzeichen in den 14 Jahren im Rat. Er war mal Mitglied der Grünen und Vorsitzender der Jusos und hat seitdem reichlich Widersacher. „Ich lasse mir den Mund nicht verbieten“, erklärte er wiederholt. Seine Ratsanträge bringen die anderen Fraktionen regelmäßig auf die Palme und werden ebenso regelmäßig abgelehnt.

Aber muss man immer dazwischenquatschen? Dechert wehrt sich: Er lasse sich die Bemerkungen anderer nicht einfach gefallen. Außerdem würden im Bundes- und im Landtag auch Zwischenrufe geduldet. Die Marler Politiker sollten sich doch nicht aufregen.

Im Rat muss der Bürgermeister den Wir-Chef immer wieder ermahnen, bisweilen entzieht er ihm das Wort, um endlich Ruhe in das Gezänk zu bringen. Auf der letzten Sitzung beschwerte sich Peter Wenzel über eine Dechert-Bemerkung (die man aber einige Meter weiter schon nicht mehr verstanden hatte). Statt eines konsequenten Durchgreifens beteiligte sich auch der Bürgermeister an den Klagen aus den SPD-Reihen und spekulierte, dass Wenzel wohl nicht lügen würde, wenn er behauptet, dass Dechert was gesagt habe.

Dann meldete sich Marlis Mell: „Wir müssen alle mal darüber nachdenken, wie wir miteinander umgehen.“ Ihr Fazit: „Es war eine gute Entscheidung, in diesem Rat nicht mehr mitzuarbeiten.“ Sie wird nächstes Jahr nicht wieder für den Rat kandidieren.

Samstag, 23. Februar 2013, 14:45 • Verfasst in Marl

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