In der Fastenzeit wird der Biber zum Fisch
Vest. Mit dem Ende des Karnevals beginnt eine neue Zeit, geprägt von kirchlichen Traditionen: Die Fastenzeit. Was heute vielfach als gesundheitsfördernde Maßnahme angesehen wird, fand vor 500 Jahren nicht nur Begeisterung.
Damals war es um das konsequente Fasten unter den Ordensleiten nicht immer zum besten bestellt, wusste der Heilige Benedikt: „Der Mönch soll zwar immer ein Leben führen wie in der Fastenzeit. Dazu aber haben nur wenige die Kraft“, schrieb er in seiner Regel für das klösterliche Zusammenleben.
Und so ließen sich so manche Ausnahmen finden, weiß die Museumspädagogin des LWL-Landesmuseums für Klosterkultur, Dr. Christiane Brehm.
Gefastet wurde jeden Mittwoch, Freitag und Samstag, an den ersten drei Tagen der Jahreszeiten und vor den großen kirchlichen Festen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten – macht zusammen rund 130 Tage, an denen den Ordensleuten das Fleisch warmblütiger Tiere, aber auch tierische Erzeugnisse wie Milch, Käse und Eier verboten waren.
Ein König als Hering
Ausgenommen waren Fische bis hin zu Austern. „Der König der Fastenzeit war damals der Hering“, so Brehm, doch der Fisch konnte nicht über manche Versuchung hinweghelfen. Und da der Verzehr von Geflügel im Gegensatz zu Fleisch nicht ausdrücklich geregelt war, gab es bisweilen eine ziemlich eigenwillige Auslegung der Schöpfungsgeschichte: „Da Vögel und Fische am selben Tag geschaffen worden seien, galt auch das Geflügel als Fisch und war somit wieder zum Verzehr freigegeben“, berichtet Brehm. Der Biber wurde wegen seines schuppigen Schwanzes kurzerhand zum Fisch erklärt und landete so auf dem Fastenteller.
Nicht weniger kreativ zeigten sich die Köche im Zisterzienserkloster Maulbronn, wo der Legende nach die Maultasche erfunden wurde. Sie hackten Fleisch sehr klein, vermengten es mit grünen Kräutern und versteckten es im Inneren einer Teigtasche: das "Herrgottsb'scheißerle" war geboren. Der Name hält sich bis heute im Volksmund.
Nahezu legendär ist inzwischen die Regel „Flüssiges bricht Fasten nicht“, anhand derer sich die Mönche mancherorts mit einem Starkbier durch die Fastenzeit gebracht haben sollen.
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