Thomas Grochowiak am Sonntag verstorben

Recklinghausen. Professor Thomas Grochowiak, Ehrenbürger der Stadt Recklinghausen, Künstler und Kurator ist gestern im Alter von 97 Jahren verstorben. Viele Jahre gehörte er zur Leitung der Ruhrfestspiele und war Direktor der Städtischen Museen Recklinghausens.

Wie kaum ein anderer hat Thomas Grochowiak in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Künstler und auch als Museumsmann bleibende Akzente für die deutsche Kunstszene gesetzt.

Das ist zunächst einmal der Maler Thomas Grochowiak: Wie viele seiner Weggenossen begann er zunächst realistisch-gegenständlich zu malen, fand nach dem Krieg aber – beeindruckt von Picasso, Chagall und Matisse, aber auch von dem befreundeten Willi Baumeister – sehr schnell zu einer immer stärker abstrahierenden Formensprache. Von der Welt der Technik fasziniert entstehen in den frühen 1950er Jahren seine so genannten „Experimentierfelder“. Dabei hatte die Musik als Anregungsquelle und Motivation einen herausragenden Anteil an seinem künstlerischen Schaffen.

Motor der Gruppe „junger westen“

Thomas Grochowiak war der Motor der 1948 in Recklinghausen gegründeten Künstlergruppe »junger westen«, eine der Keimzellen des deutschen Informel. Er bestimmte seit 1954 fast dreißig Jahre lang die Geschicke der Kunsthalle Recklinghausen, die unter seiner Ägide zu einem Fokus der deutschen Gegenwartskunst wurde. Von 1950 bis 1979 gehörte er zur Leitung der Ruhrfestspiele, für die er mehr als 50 Ausstellungsprojekte realisierte. Doch seine Interessen waren breit gestreut, wie die Gründung des Ikonenmuseums Recklinghausen und die umfangreiche Sammlung naiver Kunst eindrucksvoll beweisen. Als Direktor der Städtischen Museen Recklinghausens übernahm er 1969 auch die Leitung der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen, war von 1965 bis 1969 Generalkommissar für die Deutsche Sektion der Biennale von Paris und von 1971 bis 1978 in derselben Funktion für die Deutsche Sektion der Triennale–India, Neu Delhi tätig. Er übernahm 1979 für sechs Jahre die Präsidentschaft des Deutschen Künstlerbundes war 1985 Ehrengast der Villa Massimo sowie zwei Jahre später der Villa Romana in Florenz.

Den Museen der Stadt Recklinghausen war er bis zuletzt eng verbunden. Sein substanzieller Rat war hier, wie auch in der Politik immer willkommen. Professor Thomas Grochowiak war Ehrenbürger der Stadt Recklinghausen. Bürgermeister Wolfgang Pantförder würdigte dessen Verdienste in der Ratssitzung am Montagabend und erinnerte daran, dass Prof. Grochowiak trotz seines Alters und seines Wohnortes bei Baden-Baden immer noch regelmäßiger und vor allem gern gesehener Gast in Recklinghausen, besonders bei der Eröffnung der Ruhrfestspiele, war.

Montag, 26. November 2012, 18:00 • Verfasst in Recklinghausen

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