Katharinentag: Ein Fest mit langer Tradition

Dorsten. Die Katharinenkirmes gehörte früher zu den Höhepunkten des Dorstener Jahres. Es war der Tag, an dem die Altstadt am Rande des Chaos stand. Es war der Auftakt für eineinhalb Wochen Trubel. Es war der Beginn der Weihnachtszeit.

Am letzten Donnerstag im November feierte Dorsten Katharinenkirmes, eine Woche später, am ersten Donnerstag im Dezember, folgte die Nikolauskirmes.

Für die Schüler ging es schon am Vormittag los: Schulfrei! Der Frischemarkt machte nahtlos Platz einem Handwerkermarkt, auf der Lippestraße drängten sich die Stände, Menschenmassen schoben sich über die schmalen Fußgängerwege vom Aalverkäufer zum Bananenverkäufer zum Blumenhändler. Hier gab es die tollsten Sprüche, die besten Lacher. Fische und Bananen segelten durch die Luft.

Am Lippetor öffnete sich die wilde Welt der Schaubuden und Fahrgeschäfte. Das Lippetal wurde zum Vergnügungspark und auf dem Autoscooter durfte jeder mal ins Lenkrad greifen. Der ganze Trubel war ein Großereignis, das nur deshalb nicht im völligen Chaos versank, weil in den Nachkriegs-Jahrzehnten die Zahl der Autos noch überschaubar war.

Warum gab es überhaupt die Katharinenkirmes? Weil sie die Schutzpatronin der Universitäten und Schulen sei, erfuhren die Schüler. Viel mehr interessierte sie nicht, Hauptsache es war ein Grund für schulfrei. Besonders Nonnen und Schülerinnen erkoren die Heilige Katharina zur Schutzheiligen.

Dorsten war seit jeher ländlich geprägt und insbesondere in bäuerlichen Gegenden wurde die Heilige Katharina verehrt. „St. Kathrein lässt den Winter ein“, hieß ein Sprichwort. Ihr Namenstag, der 25. November, gilt als Beginn der kalten Jahreszeit. Auf den Höfen wurden die Schafe geschoren, Mägde und Knechte erhielten an diesem Tag ihren Lohn und gingen zum Kathreintanz.

Ein anderer Spruch ist „Kathrein stellt den Tanz ein“ – ihr Gedenktag ist eines der letzten Heiligenfeste vor dem Advent, der der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest diente. Und in dieser Zeit waren früher öffentliche Tanzveranstaltungen verboten. Deshalb feierte man gerne vor dem Beginn des Advents den Kathreintanz.

Am Katherinentag war strengstes Bewegungsverbot für Räder. Auf dem Dorstener Marktplatz fanden sich Bauern, Handwerker und Kaufleute ein und boten ihre Waren an. Gaukler, Musikanten, Spieler und Artisten trugen zur Unterhaltung bei.

Und weil das am Katharinentag so ein großer Erfolg war, wurde am Nikolaustag das alles noch einmal wiederholt.

Mittwoch, 28. November 2012, 10:40 • Verfasst in Dorsten

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