Tiertafel benötigt dringend Katzenstreu

Herten. Drei Mal wirft ihr das Schicksal das Elend direkt vor die Füße: Nicole Meichle geht einkaufen. Vor ihr an der Kasse steht ein älterer Herr und hat nur zwei Dinge in der Hand – einen Pfandbon und eine Dose Nassfutter. Draußen am Eingang sieht sie, wie der Herr seinem erkennbar hungrigen Hund das Futter gibt und ist erschüttert. Noch zwei Mal begegnet ihr dieser Mann und sie sieht auch, wie er zuvor die Abfallbehälter nach Pfandflaschen durchsucht.

Dann steht ihr Entschluss fest: Hilfe muss her. Durch Medienberichte hatte Nicole Meichle von der Tiertafel gehört und gelesen und nahm Kontakt zur Hauptstelle in Rathenow auf. Ihre Mutter Brigitte gehörte zu den ersten Unterstützern. Schnell hat sich auch ein Gönner gefunden, der die Räumlichkeiten an der Ewaldstraße 141 zur Verfügung stellt. „Den Strom zahlen wir selbst, ansonsten sind wir auf Spenden – vor allem Sachspenden – angewiesen“, erklärt die 40-jährige Friseurmeisterin. Und die kommen reichlich. „Im Moment brauchen wir aber dringend Katzenstreu.“

Etwa zehn Mitarbeiter kümmern sich montags von 16 bis 18 Uhr um Tierhalter, die in Not geraten sind. Nicole Meichle liegen dabei vor allem Rentner am Herzen, „die jahrelang gearbeitet haben und plötzlich mit ihrer Rente ihr Tier nicht mehr versorgen können.“ Das sei auch ein Rattenschwanz, denn viele ältere Leute würden zuerst an sich sparen, um dem geliebten Vierbeiner sein Futter ermöglichen zu können. „Viele ältere Leute müssen Medikamente nehmen, die sie dann auf nüchternen Magen nehmen, damit das Tier nicht hungert.“

Auch Tierarztbesuche ermöglicht die Tiertafel.

Ende August hat die Tiertafel seine Dienste aufgenommen – wiederum ein Alleinstellungsmoment in der ehemaligen Bergwerksstadt, denn die nächste Tiertafel ist in Düsseldorf. Keine drei Monate sind vergangen und die Zahl der Kundschaft steigt wöchentlich. „Im Moment haben wir etwa 125 Kunden, aber es werden wöchentlich mehr“, weiß Brigitte Meichle.

Das Konzept ist einfach: Hartz IV- oder Renten-Bescheid mitbringen, den Nachweis über das Tier, dann kann der Tierhalter seinen Zuschuss erhalten.

Zum Ausschluss führt allerdings, wenn ein Tierhalter innerhalb seiner Notlage ein weiteres Tier anschafft.

Auch ein Vermittlungsdienst gibt es an der Ewaldstraße. Zur Zeit liegt Nicole Meichle Joker, ein achtmonatiger Schäferhund-Labradormischling am Herzen, der schon zwei ganz schlechte Erfahrungen gemacht hat und sich im Moment in einer Pflegefamilie erholt.

Der letzte Ausgabetermin ist übrigens der 17. Dezember. Dann gibt’s eine Weihnachtsbescherung.

Mittwoch, 28. November 2012, 9:10 • Verfasst in Herten

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